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01.12.2024: Gemeinsam ist Trumpf!

Bild: Gemeinsam ist Trumpf!

Der NBV wird deutlich Erster im Medaillenspiegel der Gesamten Deutschen Meisterschaft und stellt mit Vivien Schade zudem die erfolgreichste Sportlerin der diesjährigen Spiele. Die Ausgeglichenheit der Medaillengewinne auf die Jugend- und die Erwachsenen-DM ist dabei besonders erfreulich, ist sie doch ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Jugendarbeit nicht nur in früheren Jahren ausgezeichnet funktioniert hat und aus den Jugendlichen von gestern gestandene und auf nationaler Ebene erfolgreich agierende Billardspieler geformt hat, sondern dass auch die heutigen Anstrengungen im Nachwuchsbereich mit Talentsichtung und Perspektivkader die erhofften Früchte trägt. Dabei ist der Erfolg alleine nicht die einzige Motivationsquelle – in Bad Wildungen hat sich wieder einmal eine NBV-Familie gefunden, ein Zusammenhalt, der seines gleichen sucht. Das Bild dieser DM war geprägt von den stets umherwuselnden schwarz-weißen NBV-Jacken, um die nächste Spielerin zu unterstützen, um dem nächsten Sportler ein Getränk an den Tisch zu bringen oder um sich im Zuschauerbereich in eine der hundert- oder tausendfach geführten Fachsimpeleien zu verlieren, um so vielleicht den entscheidenden Denkanstoß, das bestimmte Quäntchen zu bringen. Auch viele Vertreter anderer Landesverbände gaben am Schlusstag freimütig zu: Diese Deutschen Meisterschaften trugen deutlich einen norddeutschen Stempel, so norddeutsch wie lange nicht mehr.

10-Ball:

Im 10-Ball-Wettbewerb der Ladies konnten wir mit Manuela Mannhaupt und Monika Jareki zwei Starterinnen aufbieten. Vor allem Moni hatte ja mit ihrer Finalteilnahme in der 9-Ball-Konkurrenz eindrücklich gezeigt, dass mit ihr in den Rotationsspielarten zu rechnen ist. Für Manuela waren es die ersten Spiele auf dieser Deutschen Meisterschaft und obwohl ihre erste Gegnerin, die sehr erfahrene Lokalmatadorin und Mitfavoritin auf den Deutschen Meistertitel Conny Teichert, schon deutlich mehr Tischzeit über die Woche sammeln konnte, schaffte Manuela mit einer Mischung aus starken Bällen, guter Defensive und dem nötigen Fortune, die Gegnerin in die Entscheidungspartie zu zwingen. Auch hier entbrandete ein offener Schlagabtausch, aus norddeutscher Sicht aber leider mit der falschen Siegerin. Doch noch war die Möglichkeit geblieben, mit einem Sieg über die Verliererqualifikation das Ticket fürs Achtelfinale zu ziehen. Gegen Tatjana Kasper lief aber dann leider nicht mehr viel zusammen und auch hier musste Manuela der verdienten Siegerin den Vortritt lassen. Monika spielte sich hingegen mit zwei klaren Siegen ins Achtelfinale. Besonders ihr deutlicher Sieg gegen die starke Hannoveranerin Sabine Kamplade, die im 8-Ball noch Silber gewinnen konnte, beförderte sie in den Kreis der Mitfavoritinnen. Und dieser Rolle wurde sie im Achtelfinale auch gerecht, als sie mit fehlerarmem Spiel Simone Böhnstedt aus dem Turnier beförderte. Mit Yvonne Ullmann-Hybler wartete dann allerdings eine alte Bekannte bei dieser Meisterschaft. Diese spielte nahezu perfekt und nutzte jeden Fehler von Moni zu einem Spielgewinn und begrub somit Schritt für Schritt die leisen Hoffnungen auf eine zweite Medaille für die sympathische Hamburgrin bei diesen Spielen. Am Ende stand eine deutliche Niederlage gegen eine überlegene Gegnerin und das Fazit, dass Moni sich dieses Jahr äußerst gut und teuer verkauft hat.

Im Senioren-Feld durfte Frank Glaser ins Queue greifen. In der ersten Runde gegen Klaus Schumacher war leider nicht viel zu holen, das für Billardspieler so wichtige Gefühl für den Tisch wollte sich einfach nicht einstellen. Immer wieder kleine Fehler im Positionsspiel potenzierten sich, bis schließlich ein Ball verschossen wurde und der Gegner dankbar abräumen durfte. Und auch im zweiten Spiel gegen Ralf Kotewitsch verlief der Anfang mit zwei verschossenen 10en überhaupt nicht gut. Als der Gegner schon nur noch eine Partie benötigte, stand bei Frank immernoch diese hässliche, runde 0. Frank war aber weit davon entfernt, aufzugeben. Stattdessen erzeugte er mit vorsichtigem Spiel immer mehr eigene Tischzeit und versuchte alles, um doch noch in den Stoß zu kommen. Beim 3:4 konnte Ralf dann aber nach dem Break weiterspielen und behielt die gesamte Partie hinweg die Kontrolle, sodass er schließlich als erster die Chance bekam, das Match zu beenden und diese Chance auch gerade noch rechtzeitig nutzte, um Frank abzufangen. Für Frank war das Gesamtergebnis leider nicht der verdiente Lohn für die Arbeit der letzten Monate am eigenen Spiel. Aber auch bittere Niederlagen sind Erlebnisse, die – richtig analysiert und verarbeitet – einen nur stärker werden lassen.

Bei der Damen-Konkurrenz konnte der NBV, ganz zum Leidwesen der anderen Verbände, wieder mit der vereinten Kraft von Vivien Schade und Angelina Lubinaz an den Start gehen. Vivien startete, wie mittlerweile gewohnt, wie die Feuerwehr. Mit zwei deutlichen Siegen gegen Denise Ganske und ihre Namensvetterin Vivien Heine preschte sie mit Siebenmeilenstiefeln ins Achtelfinale. Angelina konnte nach ihrer Zwangspause im 8-Ball gegen die starke Natalia Gabriel mit gutem und klugem Spiel lückenlos wieder an ihre bisher gezeigten Leistungen anschließen und gewann klar. In der nächsten Runde wartete die junge und talentierte Johanna Indlekofer aus Baden-Württemberg bereits auf sie. Hier entbrannte ein Match, wie es alle Billardspieler so hassen. Obwohl Angelina deutlich weniger Fehler machte, machte sie die entscheidenden und hatte letztlich keinen wirklichen Zugriff auf die Partie. Nun stand sie mit dem Rücken zur Wand, wollte sie noch den Einzug ins Achtelfinale schaffen. Gegen Claudia Köhler ging es aber zunächst so weiter, wie sie es in der Runde zuvor erlebt hatte, nur vielleicht noch etwas krasser. Die gerne mit Übertempo agierende Gegnerin ab und zu die Tasche, woraufhin sich immer wieder eine, den Gesetzen der Chaostheorie gehorchende, Umgestaltung des Tischbildes vollführte, ohne aber der probabilistischen Möglichkeit Rechnung zu tragen, dass Angi im Anschluss denjenigen Ball mit dem niedrigsten numerischen Wert auch mal anspielen könnte. Dieses bemerkenswerte Phänomen musste sich aber im Verlaufe der Partie dann doch dem „Gesetz der Großen Zahlen“ beugen und so konnte die Lübeckerin letztlich doch ungefährdet in die Runde der letzten 16 einziehen. Hier hatte sie am nächsten Tag wenig Mühe mit Nicole Kaldewey, die sich augenscheinlich von der Souveränität ihrer jungen Kontrahentin verunsichern ließ und nicht in ihr Spiel fand. Vivien hatte eine furchtbare Nacht mit wenig Schlaf und leichtem Fieber hinter sich und konnte dem Achtelfinale gegen Celina Visconti nicht ihren gewohnten Stempel aufdrücken. Sie überließ ihrer Gegnerin ungewohnt häufig den Tisch und diese wusste mit diesen Chancen gerade zu Beginn äußerst ergiebig umzugehen. Mehrere Partien spielte die Mannheimerin ganz ruhig und sicher herunter, sodass es lange Zeit ausgeglichen stand. Doch der Name auf der anderen Seite war dann doch etwas zu groß, und so produzierte Celina in den letzten zwei Partien zwei schwere Fehler, die ihr zu Beginn des Matches vermutlich nicht passiert wären. Und als der Stellungsball für die 9 zusammen mit der Weißen fiel, musste Vivien nur noch die Glückwünsche ihrer fairen Gegnerin entgegennehmen...und sich für das Viertelfinale nochmal möglichst auskurieren. Dort stand auch Angelina, gegen ihre Erstrundengegnerin Natalia dieses Mal aber auch auf verlorenem Posten. Natalia spielte sicher und voller Zuversicht, Angi hingegen machte ungewohnte Fehler und fand einfach nicht mehr zu ihrem Spiel. Im Kampf um die begehrten DBU-Kaderplätze war dies für sie ein sehr herber Rückschlag und ein Abschied von der diesjährigen Deutschen Meisterschaft, den sie sich sicher ganz anders vorgestellt hatte. Dass auch ihre direkten Kontrahentinnen um den Kader im Viertelfinale Federn ließen, konnte die ein oder andere Träne der Enttäuschung dann aber auch nicht mehr verhindern. Um Simone Künzl kümmerte sich die NBV-Allzweckwaffe höchstpersönlich. Vivien hatte ihre Power wiedergefunden und spielte gegen Simone wieder ihr absolutes A-Spiel. Und das war auch bitter nötig, weil die Gegnerin auch spürte worum es ging und ihr bestes Spiel an die Platte brachte. Aber zu sicher, gerade auch in den schweren Situationen, agierte Vivi und zog verdient ins Halbfinale ein. Und dieses Halbfinale war das Spiel, das alle Zuschauer sehen wollten. Mit der Grande Dame des deutschen Billards, mit der Bundesligaspielerin Ina Kaplan, die gerade erst von einem internationalen Turniererfolg in der Türkei zurückgekommen war und mit Vivien Schade, die mit ihrem einzigartigen, kraftvollen und sehenswerten Spielstil schon so viele Deutsche Meisterschaften dominiert hat und auch diesen Meisterschaften wieder ihren Stempel aufdrückte, standen sich die beiden eindeutig stärksten Spielerinnen im Feld gegenüber, die schon so viele spannende Kämpfe gegeneinander ausgefochten haben. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Auf dem TV-Tisch sollte sich wieder eine ganz denkwürdige Partie ereignen. Vivien, die in dieser Woche schon so oft ihren Gegnerinnen nicht den Hauch einer Chance ließ, war es diesmal, die zum Zuschauen verdammt war. Routiniert wie ein Uhrwerk spulte Ina ein Brett nach dem anderen runter und spielte dabei 10-Ball am Rande der Perfektion. Als beim 5:0 dann plötzlich die 9 auf dem Tisch blieb, war nochmal Hoffnung für ein Aufbäumen gegeben, aber die von Ina hinterlassene Stellung war sehr schwierig. Das Queue musste von Vivien hochgenommen werden, um mit einem gestochenen Druckstoß über drei Banden auf die 10 zu kommen. Die Stellung kam auch gut, aber die 9 fand leider nicht den Weg in die angesagte Tasche und so konnte Ina nach kurzem Stottern weiter ihr ansonsten fehlerfreies Spiel abspulen und wenige Minuten später ihren Einzug ins Finale feiern. Die ersten Glückwünsche nahm sie dabei von Vivi entgegen, die ihrer Gegnerin nicht nur fair, sondern anerkennend und herzlich zum Sieg gratulierte. Dass sie ihrem sonst so goldenen Medaillenkanon nun noch einen etwas dunkleren Farbton angedeihen ließ, lässt vermutlich die Herzen von Anhängern der Farbenlehre höher schlagen, als die typischen NBV-Herzen, aber letztlich zollte völlig zu recht die gesamte versammelte Billardgemeinde Vivien ihren allerhöchsten Respekt für die in dieser Woche in Bad Wildungen gezeigten Leistungen.

In das Herren-Feld konnte der NBV mit Jan Wolf eine weitere Medaillenhoffnung ins Rennen schicken. Außerdem konnte Kai Krellmann, der eine Woche zuvor sein Debüt bei einer Deutschen Meisterschaft feiern konnte, damals noch im Snooker, nun auch zum ersten Mal am Pooltisch zeigen, was in ihm steckt. Gegen das fehlerfrei Spiel von Ralph Pfeiffer, von dem hier noch öfters die Rede sein wird, war für Kai dann aber nur sehr wenig auszurichten. Er ging immerhin mit 1:0 in Führung, aber in der Folge zeigte Ralph dann, dass seine Silbermedaille im 14/1 kein Unfall war. Dominant und ruhig sammelte er einen Punkt nach dem nächsten auf seiner Seite, ohne seinem Gegner noch mehr als drei schwer zu spielende Sicherheiten zu überlassen. Die Qualität des Feldes wird einfach schon durch die Tatsache deutlich, dass Kai in der Verliererrunde auf niemand geringeren als den jungen, sehr starken Berliner Bundesligaspieler Boris Ivanovski antreten musste. Diese Partie konnte Kai lange offen gestalten, hatte große Spielanteile, aber sein Gegner auch fast immer die bessere Antwort. Zur Mitte des Satzes ist Kai dann in den Bällen, stellt sich aber einen unangenehmen Winkel auf die 6 und vergibt nicht nur den Ball sondern auch die Chance auf den Anschlusstreffer. Boris „klaut“ sich das Spiel und spielt ab diesem Zeitpunkt deutlich energischer und selbstsicherer, sodass er letztlich auch absolut verdient gewinnt, wenn auch das Endergebnis deutlicher ausfällt, als das Spiel eigentlich war. Kai war jedenfalls überhaupt nicht unzufrieden und erfreute sich merklich seiner Teilnahme in dieser vorzüglichen Konkurrenz. Ein Spieler, der einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Qualität im Feld besitzt, ist natürlich der Itzehoer Jan Wolf. Er spielte bisher bereits eine ganz hervorragende Deutsche Meisterschaft mit Medaillengewinnen im 9-Ball und 8-Ball. Und jetzt kam seine Lieblingsdisziplin. Im 10-Ball begann er zunächst mit einem klaren Sieg gegen Conny Röhl, bevor die Partie gegen den Deutschen Nationalspieler Luca Menn anstand. Und sehr zur Freude der NBV-Anhänger dominierte Jan mit perfektem Spiel das Match nach Belieben und gewann schließlich mit 6:1 auch in dieser Höhe absolut verdient. Damit war die KO-Runde und damit die heiße Phase erreicht, ab hier kann jedes Spiel das letzte sein, aber jeder Sieg ist auch besonders wertvoll. Jan musste gegen Dennis Stadler antreten. Auch wenn Jan in dieser Partie sicherlich die Favoritenrolle inne hatte, wurde er doch sehr gefordert und musste auch über längere Zeit einem Rückstand hinterherlaufen. Erst ein Spiel vor Schluss konnte der Norddeutsche erstmals die Führung übernehmen, aber die anschließende Partie entwickelte sich zu einem echten Thriller. Das äußerst verworrene Bild ließ es nicht zu, die Partie offen anzugehen, dafür wäre das Risiko viel zu hoch gewesen. Eine gute Sicherheit und ein anschließendes Foul von Dennis war schließlich der Brustlöser. Jan spielte mit Ball in Hand die nächste Sicherheit und löste mit der angespielten 1 zwei press aneinader klebende Folgekugeln. Dennis spielt daraufhin einen sehr kurzen und daher schwierigen, sehr ambitionierten Jumpshot und schafft es nicht nur über die Kugel, sondern ihm gelingt es auch noch, die 1 in die angesagte Tasche zu versenken. Aber kurioserweise läuft, oder besser springt, die Weiße nach dem Kontakt, obwohl reichlich Winkel vorhanden war, der 1 hinterher, überholt sie in der Luft und beide Kugeln fallen nahezu gleichzeitig in die gleiche Tasche. Das zweite Foul und Jan stellt Dennis mit Ball in Hand die nächste knifflige Frage. Knifflig ist ein wenig brav formuliert, ein Ausweg ist eigentlich unmöglich. Eigentlich? Nun, auf einem Billardtisch ist nichts unmöglich, das wissen auch die bis zu den Haarspitzen angespannten Zuschauer. Und Dennis überlegt. Viele Minuten gehen ins Land, bis er sich zu einem Weg entscheidet, ganz schwer, ein Zweibänder nahezu parallel entlang der langen Bande, der diese in einem sehr sehr flachen Winkel treffen muss. Bei diesem Stoß kommt es darauf an, minimales Effet zu geben und perfekt zu dosieren. Der Stoß gelingt ihm perfekt, aber um Haaresbreite verfehlt der Spielball die 2 und Dennis das Viertelfinale. Die NBV-Party kann also noch ein bisschen weitergehen. Jan kriegt es im Viertelfinale mit Eric Mattern, einem sehr jungen talentierten Spieler zu tun, und Jan zeigt von Anfang an, dass er diesmal keine Lust auf einen weiteren Nervenkrieg hat. Der Beginn des Satzes gehört definitiv Jan und als er auf die 10 zum 4:1 anlegt wird das Kugelklackern in der Halle plötzlich von dem berühmten Nokia-Klingelton der sogenannten 0er-Jahre untermalt. Eric, wie von der Tarantel gestochen, stürzt mit seiner Jacke vom Tisch und versucht sich dieser im Nachbarraum zu entledigen. Aber die Schiedsrichter sind auf der Höhe, haben ihre Augen (und dieses mal auch ihre Ohren) überall. Eric erhält die gelbe Karte, Jan ein weiteres Spiel. Von diesem Schlag erholt sich Eric nicht mehr und auch wenn er äußerlich nach der Niederlage gefasst wirkt, möchte man nicht in der Haut des pünktlich nach dem Satz Zurückgerufenen stecken. Es gab schon angenehmere Gespräche. Im Halbfinale ist nach der gezeigten Performance Jan bei den Buchmachern zum absoluten Titelfavoriten avanciert, aber gegen den bereits genannten Ralph Pfeiffer wird das Halbfinale natürlich auch kein Zuckerschlecken. Und leider passieren Jan gerade zu Beginn einige, von ihm so ungewohnte, Schussfehler auf die letzten Kugeln, und Ralph erfreut sich zunächst des verspäteten Erntedankfests. Das bringt auch Sicherheit in sein Spiel und so geht er schnell mit 4:0 in Führung, die Hälfte ist also geschafft. Dass Jan trotzdem noch lange nicht geschlagen ist, beweist er mit einer nun deutlich nervenstärkeren Phase, in der Ralph nach einem Safetyfehler nun seinerseits zum Zuschauen verdammt ist und in den nächsten Partien kaum Tischzeit erhält. Auf einmal ist der Anschluss wieder hergestellt und Jan zeigt einmal mehr, dass er Aufholjagden kann. Aber näher als zum 4:5 kommt er nicht mehr ran, wieder schleichen sich einige Ungenauigkeiten ein und in der Endphase spielt Ralph einfach auch wieder bärenstark. Er gewinnt nicht nur das Halbfinale gegen den Favoriten sondern dominiert auch im Anschluss das Finale und krönt sich damit zum ersten Mal zum Deutschen Meister. Jan kann mit seinem dritten Edelmetall in dieser Woche aber auch sehr gut leben, ist mit sich und der gezeigten Leistung im Reinen und weiß selber, dass der andere es an diesem Tag einfach ein bisschen mehr verdient hatte. Trotzdem ist es die persönliche, vielleicht etwas sympathie-gefärbte Meinung des NBV-Schreiberlings, dass Jan über die Woche der spielstärkste Sportler in der Herren-Konkurrenz, was sich vor allem in seinem dynamischen und intuitiven Spielstil widerspiegelte.

Snooker Herren:

Im Snooker-Feld der Herren war der NBV mit fünf Sportlern sehr gut vertreten. Leider stand im Vorfeld bereits fest, dass nicht alle NBV-Spieler das Achtelfinale erreichen konnten, aber dazu später mehr. Tobias Friedrichs musste sich in seiner ersten Partie mit Richard Wienold messen. Dieser spielte aber seine Breaks sehr souverän durch und setzte mit einer 92 zum 3:0-Sieg eine erste Duftmarke. Leider hatte Tobi im zweiten Match gegen Soner Sari große Probleme, den Tisch richtig einzuschätzen und so musste er sich auch hier mit 1:3 geschlagen geben. Damit war sein Ausscheiden leider schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Daniel Schneider besiegelt, aber er steckte deswegen natürlich nicht auf. Der gemächlichen Spielweise des Gegners zum Trotz schaffte Tobi es mit langem Atem und mutigen Bällen, einen 1:2-Rückstand noch in einen hauchdünnen 3:2-Sieg zu verwandeln. So konnte er sich immerhin mit einem Sieg aus Bad Wildungen verabschieden. Sein Mannschaftskollege vom SC Hamburg, David Aronis, musste hingegen in seiner ersten Partie gleich gegen den späteren deutschen Meister Umut Dervis Dikme antreten und konnte in den Frames zwar gut mithalten, verlor aber ein wenig unglücklich alle drei Frames. Auch die beiden nächsten Matches gingen jeweils mit 1:3 verloren, die Erfahrung hat er trotzdem genossen und gegen Umut einen starken Kampfwillen bewiesen. Die für den NBV aber mit Abstand interessanteste Gruppe war aber die Gruppe E. Hier tummelten sich neben dem Medaillenanwärter Fabian Haken vom SSC Fürth gleich alle drei anderen Norddeutschen. Mit dem Bayern um den Einzug ins Achtelfinale kämpften Robin Otto, Ramzi Ben Ghaffar und Loris Lehmann. Für Robin, der an dieser Stelle vor zwei Jahren noch Edelmetall für den NBV holen und sein Können bereirs unter Beweis stellen konnte, verlief dieses Jahr die Deutsche Meisterschaft leider sehr enttäuschend. Im ersten Spiel gegen Fabian zeigte er wirklich einen Haufen schwerer Bälle, aber der für jeden Billardspieler so wichtige Rhythmus wollte sich einfach nicht einstellen. Immer wieder lief der Ball etwas zu weit, einen Hauch zu kurz, immer wieder rettete er sich mit sehenswerten Bällen, aber irgendwann musste er meistens doch aussteigen...und dann zusehen, wie es beim Gegner fast wie von allein lief. Mit großer Kraftanstrengung konnte er zweimal den Ausgleich schaffen und damit den Decider erzwingen. Aber hier hatte er wieder kein Glück und musste schließlich eine äußerst knappe und schmerzliche Niederlage hinnehmen. Im nächsten Spiel gegen seinen Mannschaftskollegen Ramzi stand er somit schon mit dem Rücken zur Wand. Ramzi hatte in seinem ersten Gruppenspiel auch nicht viel zu melden und musste sich gegen den Lübecker Loris klar geschlagen geben und wäre bei einer Niederlage auch schon aus dem Turnier ausgeschieden. Also schon ein echtes norddeutsches Endspiel, und das in der zweiten Runde der Gruppenphase. Robin gewann den ersten Frame mit mehreren kleineren Serien, aber im zweiten Frame kam Ramzi immer besser in Fahrt und konnte mit einer 88 sogleich ein frameentscheidendes Break und zugleich den Ausgleich schaffen. Von da an war Ramzi spielbestimmend und gewann auch die beiden folgenden Frames souverän. Damit war Robins Ausscheiden leider schon vor dem letzten Gruppenspiel besiegelt. Im letzten Spiel gegen Loris konnte er den ersten Frame gewinnen und damit, somit sei schonmal verraten, Loris seinen einzigen Frameverlust in der Vorrunde beibringen, danach wurde er von Loris aber deutlich dominiert. Im entscheidenden Gruppenspiel rang Ramzi schließlich in einer von Anfang an sehr intensiv geführten Partie Fabian nieder, wobei besonders der erste Frame alles an Spannung bot, was sich die Zuschauer nur wünschen konnten. Im Endspiel auf die Farben war Ramzi bereits enteilt und hatte nach einem Saveduell mit einer dünnen Grünen auf Mitte die Chance, wieder in die Bälle zu kommen, ließ diese aber trotz intensiver Vorbereitung liegen und musste den Tisch wieder an Fabian zurückgeben. Dieser spielte bis Blau runter und sich damit knapp in Führung, konnte aber keine gute Stellung auf Pink erhalten. Es ging also wieder hin und her. Ramzi ging dabei deutlich mehr Risiko als sein Kontrahent, und das zahlte sich schließlich aus. Pink liegt nah an der Fußbande, die Weiße so weit weg, wie sie nur liegen kann, da braucht man schon gute Augen. Er schneidet Pink ohne Anecken in die gelbe Tasche und erhält dank eines mutigen Stoßes, aus dem er soviel Tempo herausgenommen hat, wie nur irgendwie möglich, die perfekte Stellung auf Schwarz. Er lässt nochmal die Weiße reinigen, um die Nerven zu beruhigen. Es hilft. Vielleicht nicht der sauberste Stoß der Snooker-Geschichte, aber Schwarz findet den Weg in die Tasche und Ramzi den Weg zur 1:0-Führung. Im zweiten Frame kommt er früh in die Bälle und macht in Windeseile das 2:0 mit einem schönen 67er-Break. Aber die Nerven der Fans, noch nicht strapaziert genug an dem Tag, werden von den beiden Kontrahenten auf die Zerreißprobe gestellt. Die nächsten beiden Frames sichert sich Fabian mit starkem Spiel und so geht es im Decider um nicht mehr als den Achtelfinaleinzug. Hier kommt Ramzi als erster in die Bälle und behält unter dem größten anzunehmenden Druck die Nerven und eine ruhige Hand. Er folgt Loris nach diesem Krimi ins Achtelfinale. Damit ist aus der Vorrunde eigentlich alles erzählt. Alles? Nun, die vielleicht beste Partie des gesamten Turniers spielten Loris und Fabian gegeneinander. Fabian erzielte dabei zwei Breaks von 47 Punkten, aber nichtmal das reichte, um auch nur einen einzigen Frame gegen Loris zu gewinnen. Dieser erzielte in allen drei Frames Breaks von über 50 Punkten und beendete die Partie mit einer schier unglaublichen Serie von 131 Punkten! Dies war nicht nur mit gehörigem Abstand das höchste Break der diesjährigen Deutschen Meisterschaft, sondern Loris stellte sogar einen neuen Rekord auf für das höchste jemals in der Geschichte der Deutschen Meisterschaft erzielte Break.
Im Achtelfinale kam es zwischen Ramzi und Alexander Widau zu einem knapp drei Stunden währenden Thriller, in dem der Hamburger zweimal in Frames ausgleichen konnte, aber letztlich im entscheidenden fünften Frame nicht mehr wirklich in die Bälle kam und der Gegner äußerlich ruhig und souverän die Kontrolle auf dem Tisch behielt und erst nach dem Frameball Emotionen zeigte und den Zuschauern deutlich machte, welcher Druck doch auf ihm gelastet haben musste. Ramzi hat den NBV-Anhängern tolle Kämpfe gezeigt und diese wie sich selbst mit einer unglaublich intensiven Deutschen Meisterschaft belohnt.
Loris machte da weiter, wo er zuvor in der Gruppenphase aufgehört hatte. Aus nahezu jeder Situation erzielte er kontrolliert hohe Breaks, häufig über 50, manchmal frameentscheidend hoch. Für seinen wacker kämpfenden Kontrahenten Marec Stachly war die Gangart an diesem Tag eine Nummer zu hoch und so zog Loris eindrücklich in die Runde der letzten 8 ein. Hier wartete Christian Richter, der bis dahin nicht in der Form überzeugen konnte, wie es Loris gelungen war. Christian war bisher überwiegend über den Kampf gekommen, hohe Breaks waren bei ihm eher die Ausnahme. Leider waren das genau die Qualitäten, die in diesem Match gefragt waren. Loris schaffte es erstmals nicht, seine Breaks in entscheidende Höhen treiben zu können. Immer wieder wurde er zu schweren Bällen gezwungen, die auch mal daneben gingen oder in Safeduelle getrieben, in denen Christian ein ums andere Mal die besseren Antworten fand. Auch wenn die Nordlichter am Seitenrand es gerne anders gesehen hätten, an diesem Tag war Christian einfach der bessere Spieler und der verdiente Sieger. Eine Einschätzung, die Loris ohne mit der Wimper zu zucken, gleich nach dem Spiel teilen konnte. Er hatte mit einer ganzen Reihe an hohen Breaks und vor allem mit dem neuen Rekord eh schon allen bewiesen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Mit dieser sympathischen Truppe von erstklassigen Snookerspielern kann sich der NBV auf viele lustige und erfolgreiche Deutsche Meisterschaften in den nächsten Jahren freuen!
Und so ganz ohne norddeutsche Beteiligung war das äußerst spannende Snooker-Finale auch nicht. Peter Steiner leitete nicht nur nach zwei Jahrzehnten sein letztes Spiel als Schiedsrichter auf einer Deutschen Meisterschaft, sondern stand bei dieser denkwürdigen Partie, in der Umut ein 0:3 noch in einen frenetisch bejubelten 4:3-Erfolg ummünzen konnte, auch noch in der ersten Reihe. Der allseits geschätzte und stets freundliche Peter wurde im Anschluss nicht nur von allen Schiedsrichterkollegen wärmstens verabschiedet, sondern auch nach einer herzlichen Laudatio von der DBU mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Goldenen Ehrennadel, geehrt.
Danke Peter!

5-Kegel:

Der norddeutsche Meister im 5-Kegel-Billard, Bruno Lüdemann von der BGH, machte sich auf nach Bad Wildungen, um sich gegen die Größen dieses Sports, die nahezu ausschließlich im Osten Deutschlands ansässig sind, zu behaupten. Seine ersten drei Gruppengegner waren allesamt ehemalige Deutsche Meister, namentlich der junge Michel Peters, der seinen damals als Überraschung eingeschätzten Titelgewinn von 2021 im Folgejahr verteidigen konnte und der seitdem niemandem mehr beweisen muss, was für ein hervorragender Billardspieler er ist, dann Sven Petzke, der bereits vor 15 Jahren seinen ersten nationalen Titel holen konnte und der seitdem zur absoluten Elite gehört und schließlich Aniello Monteforte. Dieser Spieler aus dem Mutterland des dort, in Italien, Birilli genannten 5-Kegel-Billards hat auch schon alles gesehen, was auf einem Billardtisch passieren kann (außer vielleicht, dass eine Kugel Lochmitte in die Tasche fällt). Gegen diese Auswahl nationaler Spitzenspieler heißt es für Bruno nur, Erfahrungen zu sammeln, da ist er selber realistisch genug. Dafür sind im Norden die Trainingsmöglichkeiten zu begrenzt, die Leistungsdichte zu niedrig. Aber er hatte nicht vor, sich unter Wert zu verkaufen. Und eines hat Billard mit dem großen Bruder Fußball gemein, jede Begegnung beginnt bei null zu null, beginnt auf Augenhöhe. Und diese versuchte Bruno immer so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. So konnte er gegen jeden Gegner zumindest einen Satz so gestalten, dass er in Schlagdistanz war, einen Satz zu gewinnen. Doch die Gegner stoßen mit scharfem Arsenal und so fanden sie in den kritischen Situationen leider immer die besseren Antworten. Im letzten Gruppenspiel gegen den jungen Nationalspieler Nick Haake war zwar das Viertelfinale nicht mehr zu erreichen, aber zumindest ein guter Abschluss der DM. Und das gelang Bruno hervorragend. Mit richtig gutem Kegelbillard dominierte er das verdutzte Jugendtalent und brachte es mit sehr guter Defensivarbeit und dem nötigen Glück an den Rande der Verzweiflung. Der besonnene Stil des Norddeutschen, der mit stoischer Ruhe Punkt um Punkt, Kegel um Kegel einsammelte, gaben Nick schließlich den Rest. Bruno gewann klar in zwei Sätzen und war mit seiner Leistung, nicht nur in diesem Spiel, sichtlich zufrieden.

Dreiband Herren:

Auf dem kleinen Brett traten zum Ende der Deutschen Meisterschaft dann auch die Herren an. Der Norden war mit Hajo Schröder, Martin Smrcka, Olli Weese und Ulf Kiehn deutlich stärker vertreten als in den letzten Jahren und hatte mit Martin, eine absolute Koryphäe des norddeutschen Billardsports, der aber nach einem langwierigen Nervenleiden erst langsam wieder in Tritt kommt, und Olli, der in der Vorbereitung zur DM noch eine 25 auf das blaue Tuch zu zelebrieren wusste, zwei äußerst heiße Eisen im Feuer. Martin verlor leider zu Beginn direkt die vorentscheidende Partie ums Weiterkommen mit einer ihn nicht zufriedenstellenden Leistung, aber dafür sind aktuell seine Performances einfach noch zu wechselhaft, was während der Zeit der Genesung aber völlig natürlich ist. Er wollte es trotzdem sogleich besser machen, und spielte gegen den späteren Deutschen Meister Markus Dömer eine Partie wie aus einem Guss. Leider gelang das seinem Gegner auch, sogar noch ein kleines bisschen besser. Trotz der zweiten Niederlage blieb Martin der versöhnliche Abschluss mit 33 Punkten in 22 Aufnahmen sich ganz hervorragend verabschiedet zu haben. Ulf gelang in seiner ersten Partie die erste Sensation des Wettbewerbs, als er den hoch favorisierten Jörg Undorf kurz vor Schluss noch mit einer atemberaubenden Serie überholte und schließlich um einen Punkt schlug. Jörg benötigte dabei im Nachstoß nur zwei Punkte zum Ausgleich, als ihm sogar ein perfekter Anstoß gelang und er rot richtig schön nah in die Ecke brachte. Aber nicht nah genug. Rot ließ einen minimalen Korridor, den der gelbe Spielball auch sogleich fand und so Jörgs Niederlage gegen das Wedeler Billard-Schwergewicht besiegelte. Leider konnte Ulf an die gezeigte Leistung nicht mehr anknüpfen und musste nach zwei Niederlagen in der Folge trotzdem nach der Gruppenphase die Segel streichen. Hajo und Olli spielten zusammen in einer Gruppe, allerdings waren ihre Gruppengegner mit Mitfavorit Tay-Dien Truong und dem sehr starken Martin Ulbig wirklich schwere Kost. Olli spielte seine erste Partie gegen Martin leider nicht sehr gut, die Gewöhnungsphase an das schwierige Material dauerte einfach zu lange. Im zweiten Spiel gegen Hajo machte er es schon wesentlich besser und gewann souverän. Hajo hatte zuvor sein erstes Gruppenspiel gegen Truong auch schon erwartungsgemäß abgeben müssen. Damit stand vor der letzten Runde fest, dass nur noch Olli eine Chance auf das Weiterkommen hatte. Dafür musste er gegen Truong gewinnen und zeitgleich auf einen gnädigen Ausgang in der Partie zwischen Hajo und Martin hoffen. Hajo hielt sehr gut mit, aber Martin spielte pünktlich seine beste Partie, sodass Hajo trotz nahezu eines Punktes pro Aufnahme den kürzeren ziehen musste. Olli musste nun also gegen den lustigen Bayern alles rausholen, er spielte einen unfassbaren Schnitt von 1,8 Punkten pro Aufnahme, aber Truong machte mal wieder Truong-Sachen, spielte mehrere Serien von über 5 Punkten und siegte letztlich mit einem 2er GD doch hauchdünn. Damit schaffte es leider keiner der vier NBV-Recken, das Achtelfinale zu erreichen, es dafür aber in die Herzen der überwiegend Karambol-fernen norddeutschen Billardgemeinde. Na, wenn das nichts ist!

Damit gingen wieder unglaublich schöne und intensive Billard-Tage zu Ende. Wir haben wieder alle möglichen Emotions-Achterbahnen befahren dürfen, haben tolle Gespräche führen und neue Freundschaften knüpfen können, alte Bekanntschaften wiedertreffen und neue Erinnerungen schaffen dürfen, vor allem aber haben die Spielerinnen und Spieler, unabhängig von ihrem aktuellen Leistungsstand, ihre Grenzen erfahren und verschieben gelernt. Und es war eine helle Freude, ihnen dabei zusehen zu dürfen!

Auf ein Wiedersehen in Bad Wildungen 2025, bis dahin verbleibt nur die Parole auszurufen:

Nur der NBV!

Herzlichst euer
Clemens Philippen



 

23.11.2024: Im Norden scheint die Billardsonne

Bild: Im Norden scheint die Billardsonne

Am Donnerstag traf sich die NBV-Gemeinde, um im Havanna die bisherige DM zu feiern. Nicht nur, dass der Norddeutsche Billardverband nach wie vor den Medaillenspiegel anführt. Besonders schön ist auch das interdisziplinäre Interesse der Sportler und der dadurch stattfindende Austausch. Bei Bier, Wein und gutem Essen freuten sich Schiedsrichter, Sportler, Fans und Funktionäre zusammen über die schöne Zeit, die man hier in Bad Wildungen bisher erlebt hat.


Snooker Damen:
Der NBV hat mit der jungen Neele Hepp vom BC Break Lübeck das Glück, eine sehr talentierte und fleißige Snookerspielerin in seinen Reihen zu haben. Stets unterstützt durch ihre Vereinskollegin Uta und ihre Mutter spielte sie ein ganz hervorragendes Turnier und setzte eine eindrucksvolle Duftmarke auf nationaler Ebene. In einer schweren Gruppe mit der Mitfavoritin Nicole Mehren ging es für die drei anderen Damen eigentlich von Beginn an um den zweiten Platz und den damit verbundenen Viertelfinaleinzug. In ihrem ersten Gruppenspiel gegen die Bayerin Regina Müller konnte Neele zwar den ersten Frame gewinnen, musste aber dann den zweiten postwendend und deutlich abgeben. Der Decider wurde schließlich zum Krimi, bei dem Neele die stärkeren Nerven bewies und unter Szenenapplaus ihr erstes Spiel auf der Deutschen Meisterschaft gleich mit einem wichtigen Sieg erfolgreich gestalten konnte. Im zweiten Match gegen Nicole war dann aber nichts zu holen, diese spielte selbst über ihrem eh schon sehr hohen Niveau, dann wird es eben schwer. So musste es also das dritte Match gegen die ebenfalls recht junge Eva Lorenz richten, die auf dieser DM auch als Schiedsrichterin im Einsatz ist. Nach zwei spannenden Frames hatten beide Kontrahentinnen jeweils einen für sich entscheiden können und so kam es, wie es kommen musste, der Decider entschied um den Einzug ins Viertelfinale. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen gelingt Neele im Endspiel – es liegen nur noch Pink und Schwarz – eine exzellente Sicherheit hinter Schwarz, wobei sich Pink auf der anderen Tischhälfte weit genug von der Bande entfernt niederlässt, sodass diese ausgesprochen schwer zu treffen ist. Dies misslingt Eva dann auch einige Male. Immer wieder die drei schlimmsten Worte für einen Snookerspieler: „Foul and Miss“. Wenn Eva das nächste Mal verfehlen würde, würde sie bereits Snooker benötigen. Aber sie trifft und hinterlässt Neele eine äußerst schwere Ablage. Aber Neele zeigt hier, dass sie mit allen Wassern gewaschen ist und spielt eine weitere Sicherheit, indem sie Spielball und Pink an die gegenüberliegenden Banden spielt und die Weiße dabei unangenehm nah an der Bande parkt. Eva sieht sich zu einem offensiven Bankshot gezwungen, der aber äußerst schwer auszuführen ist. Er verfehlt sein Ziel deutlich, und gibt Neele die Möglichkeit, mit einem überhaupt nicht selbstverständlichen Pot das Spiel für sich zu entscheiden. Aber ohne großen Federlesens geht sie an den Ball heran, vertraut auf ihre Technik und spult ihre Stoßroutine ab, als wäre sie gerade im Training. Der Ball sitzt und die Halle bebt!
Im Viertelfinale wartet mit Diana Stateczny die absolute Topfavoritin auf den Titel, wahrlich nicht das einfachste Los. Aber für Neele eine schöne Erfahrung und ein persönlicher Gradmesser. Den ersten Frame dominiert Diana dann auch, fast wie gewohnt, nach Belieben. Aber im zweiten Frame ist das Bild verworrener und Neele schafft es immer wieder, die Gegnerin vor äußerst schwere Aufgaben zu stellen. Und so ist plötzlich Neele, die im Endspiel auf Blau „nur“ noch die drei verbliebenen Bälle zu versenken braucht, um den Decider zu erzwingen. Leider verfehlt sie und die erfahrene Seriensiegerin hievt sich ins Halbfinale. Damit war die Deutsche Meisterschaft für Neele für dieses Jahr zwar zu Ende, aber sie hat ein beachtliches Ausrufezeichen gesetzt.

8-Ball:
Im Wettbewerb der Ladies konnte Monika Jarecki an ihre tolle Form aus dem 9-Ball nicht mehr anschließen. Wahrscheinlich waren die Feierlichkeiten nach ihrer ersten Medaille etwas ausgeufert. Sie musste mit zwei Niederlagen gegen starke Konkurrenz recht schnell die Segel streichen. Aber mit Claudia Bornholdt hat der NBV natürlich noch ein heißes Eisen im Feuer. Und sie spielte auch sehr souverän und konnte mit zwei klaren Siegen ins Achtelfinale einziehen. Dort wartete dann allerdings der bereits bekannte NBV-Schreck Anja Hehre aus Berlin. Es gibt wahrlich leichtere Lose, die man aus der Verliererrunde zugelost bekommen kann. Claudia spielte nicht mehr so sicher auf, wie sie es in den ersten beiden Partien gezeigt hatte und Anja spielte gewohnt stark und nutzte die Fehler ihrer Gegnerin rücksichtslos aus. Mit zwei fünften und einem neunten Platz konnte Claudia ihre Deutsche Meisterschaften aber durchaus erfolgreich gestalten.

Für die Senioren-Konkurrenz setzte Norddeutschland auf unseren Goldjungen aus dem 14/1-Wettbewerb, auf Mutlu Doganer aus Pinneberg. In der Vorrunde folgte einer Niederlage ein Sieg und so ging es im letzten Vorrundenspiel gegen Marcus Westen um den Einzug ins Achtelfinale. Mit Marcus hatte er mit Sicherheit einen der schwersten Gegner zugelost bekommen und dieser spielte auch sehr souverän auf. Seine Körpersprache und sein Humor sind in der Billardwelt einmalig und können den Gegner schonmal richtiggehend einschüchtern. Und auch Mutlu zeigte diesmal nicht seine außergewöhnlichen Momente und verlor schließlich klar gegen den Favoriten und späteren Deutschen Meister aus Gütersloh. Aber Mutlu hatte sein Meisterstück schon abgegeben, die Kür genoß er sichtlich, auch wenn sie nach seinem Geschmack vielleicht etwas zu kurz ausfiel.

Bei den Damen startete der NBV dieses mal zwar nur mit einer Starterin, aber mit der Seriensiegerin Vivien Schade war die Hoffnung auf eine Medaille trotzdem natürlich groß. Und die Konstanz und Souveränität, mit der sie dieses Mal durch das Feld pflügte, ist beispiellos. In der Vorrunde wurden ihre Gegnerinnen Gina-Jasmin Hoffmann und Simone Künzl jeweils mit 5:0 pulverisiert. Die Partie gegen Simone war morgens für 9 Uhr angesetzt, als man zwanzig Minuten später gemütlich zur Wandelhalle herunterschlenderte, kam einem bereits eine entspannt und nicht unzufrieden wirkende Topfavoritin entgegen. Im Achtelfinale wartete dann Paula Bachmaier auf Vivi. Und diese begann wie die Feuerwehr und zeigte zu Beginn gutes Spiel. Mit 2:0 ging die Bayerin in Führung und hatte die Möglichkeit, auf 3:0 zu erhöhen, als sie die 8 in der Tasche liegen ließ. Vivien schaffte es, die sehr komplizierte Partie souverän und mutig auszuschießen und für die Kugeln, deren natürliche Senktasche nun durch die 8 blockiert wurde, gute Positionen zu spielen um schließlich in andere Taschen zu spielen. Im weiteren Verlauf machten beide Spielerinnen nur wenige Fehler, aber die Norddeutsche zeigte wiedermal die stärksten Nerven und machte schließlich zum Matchgewinn noch eine schwierige Partie sicher und mit gutem Stellungsspiel aus. Das war das letzte Mal, dass es knapp wurde für Vivien. Viertelfinale und Halbfinale wurden wiederum im Rekordtempo gewonnen, im Halbfinale gab es dann auch gleich den dritten Whitewash im Turnier zu bestaunen. Vivien war drin und der Arm locker. Das Finale gegen Chantal Stadler gewann noch zusätzlich an Würze dadurch, dass der Sponsor „premio“ einen Sonderpreis von 1.000 Euro für die Siegerin des Finals ausgelobt hatte. Am Anfang konnte Chantal ihre ersten Chancen noch mit einigem Aufwand nutzen, Vivien zog aber stets mühelos nach. Dann begann eine Phase, in der Chantal einige Fehler unterliefen. Die Hamburgerin gönnte sich das indes nicht, blieb auf dem Gaspedal. Auf einmal ein kleiner Stellungsfehler und eine schwere 8 auf Mitte, die Weiße nah an der Bande. Vivi schwingt wie gewohnt zwei, drei Probeschwünge und konzentriert sich im Moment des Abstoßens nur darauf, gerade durchzugehen. Das sie in dem Moment richtig zielt, davon geht sie einfach aus. Und dieses Selbstvertrauen hat sie zu Recht. Die 8 fällt ohne Murren aus diesem schweren Winkel. Nur noch zwei Partien zum dritten Titel bei diesen Wettbewerben, dann nur noch eine Partie bis zum großzügigen Siegercheck, sie spielt die letzte Partie herunter, als wäre sie gerade beim Training. Lastet denn gar kein Druck auf ihr? Das Versenken der letzten 8 gibt die Antwort. Ein Jubelschrei der Erleichterung durchfährt die Halle und noch bevor die sympathische Stimme des nach 17 Jahren Turnierleitung scheidenden Dani Alvarez die frohe Kunde über die Lautsprecher verbreitet weiß die Wandelhalle: „Die neue Deutsche Meisterin im 8-Ball heißt Vivien-Kathy Schade“.

Last but not least der Wettbewerb der Herren. Mit dem Zweitligaspieler Finn Böge und dem Bronzemedaillengewinner aus dem 9-Ball-Turnier Jan Wolf waren die Norddeutschen stark vertreten. Finn, der mit einer fiebrigen Erkältung zu kämpfen hatte, konnte gegen den deutschen Vizemeister im 14/1, gegen Ralph Pfeifer stark aufspielen und behielt in einigen stressigen Situationen die nötige Ruhe und führte diese erste schwere Partie zu einem Sieg. Doch seine Kraft ließ zusehends nach und so zog er gegen die beiden starken jungen Spieler Julian Götting und Boris Ivanovski jeweils knapp den kürzeren. Von dieser Stelle aus wünscht dir der NBV eine gute Besserung – wir freuen uns, dich nächstes Jahr wieder anfeuern zu können. Indes war Jan sowohl körperlich als auch spielerisch in absoluter Topform. Einem klaren Sieg zum Auftakt folgte ein zähes aber hochklassiges Ringen gegen Ricardo Gutjahr. Auch hier ging Jan als verdienter Sieger vom Tisch, womit bereits das Achtelfinale erreicht war. Am nächsten Morgen geht es hier gegen Ralph Pfeifer. Es ist zu Beginn ein mühsamer Start. Der Gegner spielt sehr gut, Jan hat einmal Pech beim Break. Als Ralph seine Führung zum 4:2 ausbauen kann, verstellt er sich plötzlich und völlig ohne Not. Ihm bleibt nur ein hauchdünner Ball auf die Ecktasche, den er aber dann deutlich zu dick trifft – doch die Weiße ist gnädig mit dem Bayer, trifft den angespielten Ball ein weiteres Mal und bugsiert ihn tatsächlich in die angesagte Tasche. Das schlechte Gewissen über diesen Glücksball scheint schwer auf seinen Schultern zu liegen, den Stellungsball für die 8 spielt er technisch unsauber und die Weiße bleibt hinter einer von Jans Halben liegen, sodass er zum Jumpqueue greifen muss. Der Jump ist schwierig aber machbar, die Spannung in der Halle deutlich zu spüren. Schließlich verfehlt er ihn klar, und in diesem Moment dreht sich der Satz komplett. Jan macht diese überaus knifflige Partie im Anschluss aus und stellt den Gleichstand wieder her. Jan zeigt in der Folge perfektes 8-Ball und ein weiterer grober Fehler von Ralph bugsieren den Norddeutschen letztlich absolut verdient ins Viertelfinale. Dort wird er es mit dem starken aber wechselhaften Gevelsberger David Krewitt zu tun haben. Aber in diesem Match war es letztlich völlig egal, wer auf der anderen Seite saß. Jans Break kam perfekt und eine unglaubliche Partie direkt zu Beginn des Matches beeindrucken den Gegner nachhaltig. Nach dem Break liegen mehrere Cluster zusammen, aber Jan operiert die Partie herunter wie ein Chirurg. Unter dem Jubel der norddeutschen Fans zieht Jan mit einem perfekten Satz in das Halbfinale ein. Dort wartet mit Erik Köhler zwar ein Spieler, mit dem man in einer so späten Phase des Turniers nicht mehr unbedingt rechnet, der aber durchaus erfahren und stark ist. Jan zeigt das gleiche Spiel wie im Viertelfinale, allerdings mit einem gewichtigen Unterschied. Sein Break kommt leider überhaupt nicht mehr. Sein Gegner macht aber gleich in der ersten Partie einen ganz gewichtigen Fehler, als er völlig überraschend den Stellungsball auf die 8 liegen lässt und so Jan die Möglichkeit gibt, zunächst in Führung zu gehen. Immer wieder macht der Gegner ein paar Fehler, während Jan jede sich ihm bietende Chance nutzt, um den Makel des nicht-vorhandenen Breaks wettzumachen. Schließlich macht er mit einer starken Partie das 7:5 und benötigt nur noch ein einziges Spiel um ins Finale um die Deutsche Meisterschaft einzuziehen. Er breakt, wieder nichts...Erik macht diese Partie souverän aus. Jetzt breakt Erik, auch aus. Auf einmal steht es Hill-Hill. Jan versucht es nun mit einem deutlich leichteren Break, aber wieder kein Erfolg, wieder muss er unverrichteter Dinge seinen Gegner an die Platte lassen. Dieser beginnt eine Partie herunterzuspielen, auf der es eigentlich keine Probleme gibt. Aber recht früh in der Partie läuft ihm die Weiße einmal etwas zu weit und die sich daraus resultierenden Stellungsprobleme vergrößern sich von Ball zu Ball. Drei Bälle vom Finale entfernt sieht er sich einem schweren Ball mit Negativwinkel gegenüber. Er überpaced den Stoß und der Ball klappert. Der bis dahin fehlerfrei aufspielende Itzehoer nimmt endlich wieder das Spiel auf und spielt ganz souverän und äußerlich entspannt die Partie herunter, die ihn ins Finale um die Deutsche Meisterschaft bringt. Mit Dennis Laszkowski hat es auch der 8-Ball-Europameister bei den Herren ins Finale geschafft. Aber Jan hält sehr gut mit, kann zu Beginn immer wieder ausgleichen. Doch die Shotclock schädigt der Qualität des Spiels; es ist eben nicht so einfach, innerhalb von 35 Sekunden einen vollständigen Plan für eine 8-Ball-Partie zu entwickeln. Der erfahrene Kaderspieler Dennis hat damit weniger zu kämpfen, Jan verliert erstmals an diesem Tag etwas den Faden. Am Ende muss er sich klar dem Nationalspieler geschlagen geben, ist aber mit dem Erreichten absolut zufrieden. Mit seiner unbekümmerten und selbstsicheren Art, Billard zu spielen hat er nicht nur der NBV-Gemeinde an diesem Tag viel Freude bereitet, sondern auch in ganz Billard-Deutschland viele neue Anhänger gefunden.


Biathlon:
Im Biathlon wird nicht, wie man vielleicht meinen könnte, zu Skiern und Gewehr gegriffen, aber Langlauf vollführt der Spielball in der ersten Hälfte des Matches beim Dreiband genauso, wie im anschließenden 5-Kegel scharf geschossen werden muss. Die beiden Nordlichter, die sich in dieser Kombination besonders gut auskennen, sind Hajo Schröder und Martin „Mike“ Metzger. Beide Spieler hatten im Laufe des Turniers besonders beim Dreiband große Probleme, weil die Billards, in der Außenhalle stehend, möglicherweise durch die immer wieder geöffneten Türen, immer länger und länger wurden. Hajo gelang gegen den Dreiband-Spezialisten Marcel Baumann ein erfolgreicher Turnierstart. Er ließ sich im Dreiband nicht abwimmeln und war im Kegeln schließlich überlegen. Die Revanche für das Viertelfinal-Aus im Eurokegel-Wettbewerb war Marcel damit nicht gelungen. Im zweiten Satz konnte Hajo gegen den sehr starken Allrounder Peter Kainberger lange mithalten, am Ende setzte sich Peter aber doch knapp durch. Hajo konnte mit seiner Leistung aber durchaus zufrieden sein. Und auch das anschließende Match gegen Mario Simon spielte Hajo sehr stark und dominierte klar seinen Gegner, der diese DM über nicht so recht in den Tritt zu kommen scheint. Im letzten Gruppenspiel gegen den erfahrenen Roberto di Ventura lief Hajo nach dem Dreiband einem recht hohen Rückstand hinterher. Durch kluges und umsichtiges Defensivspiel im 5-Kegel robbte sich Hajo aber immer näher heran und konnte kurz vor der Ziellinie sogar die Führung übernehmen. Bei einem erfolgreich gespielten Langball verlor Hajo dann aber leider etwas die Kontrolle über seinen eigenen Spielball, dieser trudelte ebenfalls ins Kegelbild und statt wichtigen 8 Punkten für Hajo waren es nun 12 Punkte für di Ventura. Und was noch schlimmer war, er hinterließ auch eine sehr gute Position, sodass der Gegner die Partie beenden konnte. Mit einem ausgeglichenen Matchverhältnis von 2:2 war zwar das Weiterkommen nicht gelungen, die gezeigte Leistung war aber durchaus zufriedenstellend und macht Freude auf mehr. Wenn sich der Kegler Hajo Schröder in Zukunft noch ein wenig mit dem Dreibandspiel auseinandersetzen sollte, ist hier noch vieles zu erwarten.
Mike begann ebenfalls mit einem Sieg, und zwar über die ausgesprochen starke Katja Tietze. Er konnte das Dreiband gegen sie einigermaßen ausgeglichen halten und blieb im 5-Kegel schließlich auch immer in Schlagdistanz. Mehr noch, seine erste Möglichkeit nutzte er um das Match zu gewinnen und somit mit einem knappen Sieg in die Gruppe zu starten. Dann kam mit Heiko Roth eine absolute Top-Größe im Biathlon. Er dominierte das ganze Match hinweg, sodass für Mike an diesem Tag die große Überraschung ausblieb. Gegen den erfahrenen Hans Adelt spielte er dann aber sehr stark auf. Hier zeigte er, dass er nicht ohne Grund im Vorjahr auf der Deutschen Meisterschaft einen hervorragenden sechsten Platz erreichen konnte. Mit absoluter Sicherheit und einem guten Gefühl für den eigenen wie für den gegnerischen Spielball punktete er kontinuierlich und beendete die Partie schnell mit einem hohen Sieg. Mit dieser Leistung würde er auch gegen Luigi Gei eine offene Partie um den Viertelfinaleinzug erzwingen können, denn wie der italienische Vorname des Gegners schon vermuten lässt, handelt es sich bei Luigi um einen ganz hervorragenden 5-Kegel-Spieler, ist das ebenfalls „Birilli“ genannte Spiel ja nahezu ein Nationalsport in der Republik am Mittelmeer. Bei Mike lief aber nicht mehr viel zusammen im Dreiband, einige Bälle zogen um Haaresbreite am Ziel vorbei, andere traf er so voll, dass keine gute Folgeposition entstand. So ging er schließlich auch mit einem Rückstand ins 5-Kegel. Hier wurde die Partie deutlich ausgeglichener, aber Luigi zeigte seine ganze Klasse und hielt Mike bei beiderseits gutem Spiel stets auf Distanz. Am Ende stand fest. Dieses Jahr würde das Viertelfinale ohne norddeutsche Beteiligung stattfinden, aber sowohl Mike als auch Hajo hatten mit zwei Siegen gegenüber zwei Niederlagen auf nationaler Ebene gezeigt, dass sie auf diese Bühne gehören.

Herzlichst Euer
Clemens Philippen

 

20.11.2024: Tränen-Reich Bad Wildungen

Bild: Tränen-Reich Bad Wildungen

Für den NBV gehen die tollen Tage der diesjährigen deutschen Meisterschaft einfach nicht zu Ende. Wieder gab es eine Menge Edelmetall und reihenweise starke und außergewöhnliche Bälle zu bejubeln. Die Sportlerinnen und Sportler dahinter gehen mit dem Druck, der bei dem sportlichen Höhepunkt des Jahres in Bad Wildungen auf ihnen lastet, ganz verschieden um – aber eines ist sicher, der Druck sucht sich seine Ventile. Und so sind in den letzten Tagen mehr als einmal die Tränen geflossen, mal waren es Tränen der Freude, mal der Enttäuschung. Oft sind es Tränen der Erleichterung und manchmal auch einfach welche der Rührung. Und hier nun einige Geschichten hinter diesen Tränen:



9-Ball:

Bei den Ladies gingen wiederum Claudia Bornholdt und Monika Jarecki für Norddeutschland an den Start. Beide zeigten sich ausgesprochen stark, Monika konnte sogar gegen die starke Berlinerin Anja Hehre mithalten und verlor nur Hill-Hill gegen sie. Knappe Siege gegen Kasper und Kaune brachten sie aber dennoch ins Achtelfinale. Dahin war Claudia bereits eingezogen, denn mit starkem Spiel hatte sie sowohl Sabine Schulz als auch die gefürchtete Bayerin Karin Michl verdient geschlagen. Auch im Achtelfinale zeigte Claudia eine super Einstellung, dafür aber keine Nerven. Sie dominierte ihre Spielpartnerin deutlich und spielte konsequent ihren Stiefel runter. Bei Monika war der Druck hingegen viel deutlicher zu spüren, sie ließ einige gute Chancen aus, ihre Gegnerin machte aber auch nicht den sichersten Eindruck. Das Viertelfinale vor Augen, wurde der Druck, der auf den beiden Kontrahentinnen lag, deutlich spürbar. Das glücklichere Ende hatte Moni dann aber doch für sich. Die Chance, mit einem weiteren Sieg endlich ihre langersehnte erste Medaille auf der deutschen Meisterschaft zu gewinnen, war weiterhin lebendig. Nach so vielen Jahren, so viel Trainingsfleiß, so vielen knappen und schmerzhaften Niederlagen, musste es heute einfach klappen! Claudia musste indes im Viertelfinale gegen die bärenstark aufspielende Anja Hehre ran. Die kleine Hauptstädterin war an der Spielfläche heute aber ein Riese und gab der Lübeckerin kaum eine Chance und nutzte nahezu jede offene Chance zu einem Spielgewinn aus. Claudia musste sich letztlich verdient geschlagen geben, kann aber mit der gezeigten Leistung durchweg zufrieden sein. Der NBV hatte aber ja noch seine Geheimwaffe im Arsenal, Moni spielte wie entfesselt, was gegen eine starke Gegnerin auch bitter nötig war. Bei 4:3 hatte Moni plötzlich den Matchball auf dem Queue, als die Gegnerin unerwartet die 6 ausließ. Moni nahm sich die Zeit, die sie brauchte, und allen Mut zusammen, den es benötigte und spielte mit einem großartigen Druckstoß nicht nur die schwere 6 rein sondern holte sich auch noch eine perfekte Stellung auf die 7, absolut gerade zur Tasche, aber mit etwas viel blauem Tuch zwischen den beiden Bällen. Sie senkte die 7 souverän, die geplante Stoppballwirkung ging über die Länge des Tisches aber verloren, sodass der Spielball, der Ecktasche immer näher kommend, erst auf dem letzten Zentimeter der Schieferplatte sein Ziel erreichte. Die 8, in der Nähe der Tasche, aber wiederum auf der anderen Seite des Tisches gelegen, spielte sie sicher rein, aber auf Stellung für die 9 zu kommen war aussichtslos. Moni nahm was der Tisch ihr bietete und spielte einen klugen Double-Option-Ball, die Möglichkeit des Bankers wurde  mit einem sehr schweren Ball für die Gegnerin kombiniert. Natürlich fiel der Banker knapp nicht, das wäre auch zu einfach, ein wenig schwitzen mussten wir alle noch, Moni natürlich am allermeisten. Die Gegnerin geht den schweren Ball an, verfehlt aber deutlich die Tasche. Zu deutlich...nämlich genau so, dass die 9 als Zweibänder Richtung Mitteltasche läuft. Mit letzter Kraft erreicht der Ball die Mitteltasche, aber nach knapp 20 Jahren hat der Billardgott ein Einsehen und lenkt die spielentscheidende 9 nur gegen die Kante der Mitteltasche und bleibt liegen. Moni nimmt nochmal einen kräftigen Schluck, atmete noch einmal tief durch und versenkt dann sicher den Ball, der ihr dieses langersehnte Stück Edelmetall sichert. Die Erleichterung und die Freude sind so groß, dass ihr noch am Tisch die Tränen in die Augen schießen. Das sind Emotionen, das ist was die Deutsche Meisterschaft immer wieder zu einem so großartigen Ereignis macht. Und es lässt keinen der anwesenden Zuschauer kalt, viele sind sichtlich gerührt. Es ist doch immer wieder beeindruckend, was so ein paar zu Kugeln geformte Plastikdinger bei uns Zweibeinern auslösen können.
Das Halbfinale gewann Moni, den Druck nun vollständig hinter sich gelassen, in beeindruckender und unterhaltsamer Manier sehr deutlich innerhalb kürzester Zeit. Die Gegnerin war nur noch froh, den Ehrentreffer setzen zu können, doch mit ihrer nächsten Partie machte Moni das nächste Finale auf der diesjährigen Deutschen Meisterschaft mit NBV-Beteiligung klar. Anja Hehre, ihres Zeichens nun offiziell NBV-Schreck war wiederum die Gegnerin und dominierte das Finale klar und wurde hochverdient Deutsche Meisterin, sie war über das gesamte Turnier hinweg sichtlich die stärkste Spielerin gewesen. Den inoffiziellen Titel für das schönste Strahlen auf dem Siegerpodest sicherte sich hingegen ganz deutlich und unter dem frenetischen Jubel der NBV-Anhänger Monika Jarecki vom BC Queue Hamburg.

Bei den Senioren starteten Marco Garlipp und Frank Glaser für Norddeutschland. Beide hatten eine schwere Auslosung und mussten gegen sehr erfahrene Spieler antreten. Marco verlor seine erste Partie gegen den späteren Deutschen Meister währenddessen Frank, zwar offenkundig mit dem schwierig zu spielenden Material hadernd, in einer knappen Kampfpartie die Nerven behielt und letztlich verdient seinen Gegner in die Knie zwang. Aber auch in seiner zweiten Partie fand er nicht die ihn sonst so auszeichnende Sicherheit und musste wiederum in eine kämpferische Partie einlenken. Dieses Mal hatte sein Gegner Rolf Mangelsdorf immer wieder die besseren Antworten parat und fügte Frank seine erste Niederlage bei. Marco entschied sich, nicht nur für zwei Partien die beschwerliche Reise nach Bad Wildungen angetreten zu haben und schickte den ehemaligen Münchener Bundesligaspieler und mehrmaligen Deutschen Meister in der Senioren-Konkurrenz Mario März in einer von beiden Seiten sehr stark und offensiv geführten Partie zurück ins Hotel. Der anschließende Sieg gegen den ebenfalls viel erfahreneren Thomas Hölters gewann er auf der Zielgeraden äußerst knapp und unter gnädiger Mitwirkung seines Mitspielers. Das Achtelfinale war somit gesichert; was für ein wunderbarer Erfolg für Marco, der die Tage in der Wandelhalle sichtlich genoss und dem mit seinem freundlichen Wesen ein nicht zu unterschätzender Anteil an der guten Stimmung im NBV-Team attestiert werden kann. Sein Kollege folgte ihm mit dem einzigen Whitewash des Turniers, aber der rationale Frank sah trotzdem noch einige Schwächen in seinem Spiel. Diese konnte er aber im Achtelfinale endlich abstellen und spielte gegen den sehr starken Robin Heber eine wirklich gute Partie. Gegen den fehlerfrei agierenden Baden-Württemberger, der zusätzlich auch noch in der einen oder anderen Situation das Glück auf seiner Seite wusste, musste Frank sich trotz seiner stärksten Turnierleistung schließlich geschlagen geben. Marco hielt gegen einen ausgesprochen selbstsicher agierenden Michael Lisso wunderbar dagegen und konnte mit einigen sensationellen Bällen mit Szenenapplaus und klugen Sicherheiten schließlich das Spiel bis zum Hill-Hill offen gestalten. Für dieses Jahr völlig untypisch, ging der Decider diesmal an den Gegner, aber Marco hatte auch spielerisch wunderbar mithalten können und auf großer Bühne seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Unter Beweis stellen diese auch seit Jahren immer wieder Vivien und Angelina. Besonders Angelina rückt offenkundig immer weiter in den Blickpunkt des Bundestrainers, der ihre Partien in der KO-Runde äußerst interessiert verfolgte. Vivien kam zu Beginn nicht so richtig in Fahrt, gewann die erste Partie zwar sicher, aber ohne besonders gut zu spielen. Im zweiten Match musste sie sich dann mit Simone Künzl messen, die ihr Potenzial voll ausnutzte, während es bei Vivi einfach nicht so richtig laufen wollte. Am Ende musst sie sich dann knapp geschlagen geben und den ungewohnten Umweg über die Verliererrunde antreten. Hier machte sie mit ihrer Spielpartnerin kurzen Prozess und gewann, ohne ein einziges Spiel abzugeben und zog somit ins Achtelfinale ein, welches Angelina zuvor bereits ganz sicher erreicht hatte. Hier gelang Angelina ebenfalls der sogenannte Whitewash, die Gegnerin war geschlagen, ohne ein einziges Mal selber die 9 gesenkt zu haben. Mit sicherem Spiel und angriffslustigen Bällen bewies sie ihr Können ein weiteres Mal. Vivien hatte mit der jungen Bielefelderin stärker zu kämpfen als erwartet, diese spielte sicher und selbstbewusst und ließ sich von dem großen Namen nicht einschüchtern. Am Ende setzte sich dann aber doch Viviens Erfahrung und Nervenstärke durch. Das Viertelfinale war also wieder für unsere beiden Protagonistinnen gebucht, der NBV-Kader stand geschlossen hinter den beiden und versuchte mit positiver Gedankenübertragung zu unterschätzen, manche versuchten sogar, den Lauf der Bälle mittels Telekinese zu beeinflussen, jedenfalls war auf der Tribüne bei manchen Bällen deutlich mehr „Körpereffet“ zu beobachten, als bei den Spielerinnen. Vivien musste gegen Tina Bühnen vom Niederrhein ran und hatte wieder Startschwierigkeiten. Ein Break-Foul und zwei Kombis der Gegnerin und schon stand es 3:5 gegen die Favoritin aus Hamburg. Hier zeigte sie dann aber erneut ihre große Stärke – sie präsentierte, wie schon so oft, in der Crunchtime ihr bestes Billard. Und dieses reichte dann aus, um noch gerade eben mit dem hauchigsten aller dünnen Vorsprünge als erste die Ziellinie zu überqueren. Angelina machte es am TV-Tisch nicht minder spannend. Gegen die bei den Buchmachern (das können einfach keine Norddeutschen sein) leicht favorisierte Chantal Stadler hielt sie Partie immer offen und hatte bei 4:5 eine schwierige Situation, stellte sich mit Absicht eine schwere 9. Diese auf dem Aufbaupunkt verblieben und die Weiße press an der Bande kurz hinter der Mitteltasche. Noch einmal zurück an den Tisch, ein Schluck Wasser und dann spielt sie mit einem ganz konsequenten Stoß die 9 „in the hearth of the pocket“, wie der geneigte Engländer zu sagen pflegt. Hier beweist Angelina einmal mehr ihre unglaubliche Wettkampfhärte. Auch wenn oder gerade weil es am Ende eine verschossene 9 der Gegnerin bei Hill-Hill ist, die Angelina die nächste Medaille für ihren mittlerweile schon reich bestückten Trophäenschrank einbringt, macht vielleicht das den Unterschied gegenüber der Konkurrenz. Im Halbfinale konnte sie dann gegen Simone Künzl lange mithalten, musste sich aber schließlich geschlagen geben, Simone machte einfach deutlich weniger Fehler und zeigte mit einigen hervorragend gespielten Bankshots ihre ganze Klasse. Und bei Vivien? Für sie scheint die Bühne eines Halbfinales gerade groß genug zu sein, um ihr bestes Billard zu zeigen. Im Halbfinale machte sie mit der bereits völlig zufriedenen Svenja Heide kurzen Prozess und fing an, völlig entfesselt eine Partie nach der nächsten herunter zu spielen und zog souverän in ihr nächstes Finale ein. Und ja, es war „ihr“ Finale, Simone konnte wenig entgegensetzen, zu abgebrüht und nahezu fehlerfrei wurde mit lockerem Arm und klarem Kopf eine Partie nach der nächsten von der Dame vom BC Queue herunter geschossen. Am Ende ging das Finale mit 8:2 klar an Vivi, die aber ihrer Gegnerin immerhin einen Punkt mehr gönnte als im 14/1-Finale. Ein Schrei der Erlösung durchfuhr die Wandelhalle, denn auch eine Topfavoritin spürt in solchen Spielen den Druck, der sich über die Monate der Wettkampfvorbereitung aufstaut. Dieser entwich mit Versenken der letzten 9 hör- und spürbar. Wieder zwei Medaillen für den NBV in der Damenkonkurrenz, ihr beide seid einfach der Hammer!

Und dann haben wir ja noch unseren Jan! Die Leistungsdichte bei den Herren ist so hoch, dass selbst bei gutem Spiel eines guten Spielers wie Jan Wolf ein Sieg nicht garantiert ist. Immer wieder werden Herausforderungen an die Stoßauswahl gestellt, an die Konzentration, an die Nervenstärke. Und in all diesen Bereichen zeigte sich Jan im 9-Ball-Wettbewerb als absolut konkurrenzfähig. Er gewann seine erste Runde mit gutem Spiel und schlechtem Break gegen den Finalisten der 14/1-Wettbewerbs bei den Herren, gegen Ralph Pfeiffer (mit drei „f“, eins vor dem Ei und zwei...ach ihr wisst schon...). Gegen Luca Menn, den Favoriten auf den Titel war dann ohne Break nichts mehr auszurichten. Die wenigen Chancen, die er bekam nutzte Jan mit gutem Spiel aus, aber Luca spielte einen perfekten Satz und schickte Jan in die Verliererrunde. Und jetzt begann die Zeit der Nervenstärke. Der stets besonne Norddeutsche blieb in den stressigsten Situationen ruhig und bewahrte einen klaren Kopf. Sowohl gegen Benjamin Müller, als auch im Achtelfinale gegen Oliver Hartl spielte er kluge Sicherheiten und versuchte das Risiko möglichst gering zu halten. Trotzdem gingen beide Partien über die volle Distanz und jeweils nutzte Jan die erste Chance, um das Spiel auszustoßen. Im Viertelfinale musste er dann gegen den mehrfachen Deutschen Meister Ricardo Gutjahr antreten. Zunächst war die Partie ein offener Schlagabtausch und beide Spieler machten einige An-Aus. Mit etwas mehr Spielglück konnte Ricardo dann bis an die Ziellinie heranrücken, sodass Jan die verbleibenden drei Spiele für sich entscheiden musste. Er konnte ein schlechtes Break von Ricardo ausnutzen, brachte sein eigenes Break souverän durch und dann kam es zum erneuten Decider. Darin hat Jan ja Erfahrung. Ricardo kommt in die Bälle und hat mit seinen drei ersten Stößen dreimal Glück. Beim ersten Ball läuft die Weiße äußerst knapp am Mittelloch vorbei, beim zweiten Ball läuft die Weiße ohne Not auf einen Störball drauf, kann sich aber gerade noch so befreien, dass er die 4 sehen kann. Beim dritten Ball dann schließlich verschießt er die 4, diese legt sich aber Safe ans andere Ende des Tisches. Jan, der zuvor ja schon demonstrierte, dass ihm eine Chance ausreicht, zeigte nun all sein Können und bewies, dass er manchmal nichtmal eine Chance benötigt. Mit einem vollen Bogenstoß um die 5 herum trifft er perfekt, die 4 fällt wie ein Stein, die Stellung kommt auch. Einmal muss er noch von der 6 auf die 7 die Tischseite wechseln. Dann das Unfassbare: an den frischen Banden greift das Effet nicht richtig und die Weiße schafft es nicht mehr, aus dem Schatten der 9 herauszurutschen. Drei Bälle vor der Medaille sieht sich der kühle Norddeutsche plötzlich mit einem Jumpshot konfrontiert. Viele hätten hier Ärger oder Missfallen geäußert, Jan nicht. Jan weiß um seinen großen Vorteil: Er ist noch am Tisch, er hat es noch selber in der Hand. Ohne eine Miene zu verziehen geht er an seinen Platz, holt das kurze Jumpqueue aus der Tasche, trinkt noch einmal. Dann setzt er den letzten Nadelstich der Partie, die 7 fliegt in die Tasche, die Weiße hat perfekte Position für die 8. Die letzten zwei Bälle sind dann wirklich nur noch eine Formalität, aber die Freude über die gewonnene Medaille ist riesig. Im Halbfinale gegen den späteren Deutschen Meister Tobias Bongers ist eine Parallele zum Spiel gegen Luca unverkennbar. Wieder ist sein Break das deutlich schwächere und der Gegner macht einfach keine Fehler. Ein Saveduell verliert Tobi im ganzen Match, ansonsten sehen wir hier perfektes 9-Ball. Dieser Leistung zollt Jan als erster und völlig fair Respekt, den Gambler aus Itzehoe sieht man an diesem Tag nicht mehr anders als völlig ausgelassen und extrem zufrieden mit sich und der Welt.  

Snooker Senioren:

In diesem Wettbewerb konnte der NBV drei Starter stellen. Dabei gab Kai Krellmann sein Debüt auf der Deutschen Meisterschaft als Sportler. Ein unbeschriebenes Blatt ist der Präsident des Norddeutschen Billardverbandes in Bad Wildungen aber freilich nicht, der in den letzten Jahren als Delegationsleiter den Sportlern stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Dass er dieses Jahr auch mal die Seiten wechseln durfte, machte ihm merklich Spaß. In seiner Vierergruppe, die ausgesprochen ausgeglichen war, machte er sein erstes Match gegen Frank Schröder. Zum Ende des ersten Frames benötigte Kai nur noch Pink und Schwarz, musste sich aber extrem strecken, um überhaupt den weißen Ball zu erreichen, der irgendwo in der Mitte auf diesem Ozean von einem Billardtisch lag. Hier reichte dann die Standfestigkeit nicht aus, um den hohen Anforderungen an die Präzision beim Snooker ganz gerecht zu werden. Er verfehlte Pink um Haaresbreite und nach einigem Hin und Her war der erste Satz leider verloren. Im zweiten Satz machte Frank dann ganz kurzen Prozess und schickte Kai auf die nicht vorhandenen Hallenbretter. Unzufrieden war er indes nicht, hatte er doch sein Ziel erreicht, nämlich jeden einzelnen Stoß in dieser ganz außergewöhnlichen Atmosphäre zu genießen. Das Ergebnis des zweiten Matches war dann schon eine höhere Anforderung an Kais gute Laune. Er verlor beide Sätze auf Schwarz und hatte somit keine Chance mehr, das Achtelfinale zu erreichen. Aber für Kai war das kein Grund, nicht trotzdem alles zu geben. Er gewann sein letztes Gruppenspiel gegen den bis dahin ungeschlagenen Jan Müller. Dabei gelang ihm zudem eine 69er-Clearance, womit er auf eindrucksvolle Weise unter Beweis stellte, dass er auch spielerisch eine Bereicherung für diese Meisterschaft war. Eigentlich schade, dass am Ende alle Bälle weg waren – dass Kai nochmal einen Ball verschießen würde, danach sah es nämlich überhaupt nicht aus. Mit Selbstvertrauen und Spielvermögen wurde Punkt um Punkt erzielt. Diese Serie sollte schlussendlich die dritthöchste des gesamten Turniers werden. Bravo!
Florian Stiefenhofer spielte in der Gruppenphase ganz souverän auf und gewann mit immerwieder höheren Serien die ersten fünf Frames, ohne dass seine Mitspieler wirklich gestalterisch mitwirken durften. Er verlor zwar die letzte Begegnung in der Gruppe dann doch noch äußerst knapp gegen Thomas Cesal, an dem verdienten Gruppensieg änderte dies aber nichts mehr.
Für Stefan Schenk verlief die Gruppenphase noch etwas unspektakulärer, aber nicht minder überzeugend. Er konnte sich sogar die weiße Weste behalten und gab auch nur einen einzigen Frame ab.
Im Achtelfinale war Florian dann weiterhin voll in der Spur. Er spielte sicher, riskierte im ersten Frame wenig, wurde im zweiten dann aber deutlich offensiver. Mit einer souveränen Vorstellung und einer guten Körpersprache zog er ins Viertelfinale ein. Hierher sollte Stefan ihm auch folgen, allerdings musste man als Zuschauer sowohl Zeit, als auch gute Nerven mitgebracht haben. Obwohl er mit 2:0 gewann, waren Stefan und sein Kontrahent Suphi Yalman über zwei Stunden ineinander verkeilt. Keiner wollte auch nur einen Zentimeter von dem grünen Filztuch zurückweichen, doch am Ende gingen beide Frames knapp an Stefan, der sichtlich erleichtert von dannen und zog, um sich schon auf das nächste schwere Match vorzubereiten…
Auf der anderen Seite des Tableaus erwartete der spielfreudige Marco Weber unseren besonnen agierenden Florian. Marco kam recht schnell in die Bälle und konnte sich damit die Sicherheit holen, die für sein Spiel so essentiell ist. Am Ende konnte Florian zwar noch verkürzen, den Traum von einer Medaille musste er aber gar nicht mehr begraben, das übernahm Marco schließlich für ihn mit einem Break von 78 Punkten.
Eine Medaillenhoffnung hatten wir indes noch. Stefans Gegner war der, auch in der Pool-Szene, berühmt-berüchtigte Charly Gaede. Um es einmal freundlich auszudrücken, er spielt unkonventionell. Er kreiert immer wieder Situationen, die einem Snookerspieler zumindest mal nicht geläufig sind. Sei es, weil er weiterspielt, obwohl er im Endspiel auf die Farben bereits sechs Fouls benötigt oder indem er immer wieder das Bild auf dem Tisch zu destruieren versucht – Ziel ist stets, den Lauf des Gegners zu unterbinden. In einem hart umkämpften (wen wundert das noch nach dieser Vorrede?) „best of five“ ging es immer wieder hin und her, aber Stefan schaffte es einfach nicht, in sein „A-game“ zu finden. Am Ende, nach dem zweiten Marathon für Stefan in diesem Turnier, musste er dem Berliner den Vortritt und die Medaille überlassen.
Alle drei Spieler aus dem Norden haben sehenswerte Leistungen erbracht und auch wenn es dieses Jahr nicht für Edelmetall gereicht hat, macht der starke Eindruck der drei Freude auf mehr!

Eurokegel:

Hier war der Norden mit drei Startern vertreten. Während Nils Rerrer und Hajo Schröder zum dritten Mal in vier Jahren in einer Gruppe waren und ihre erste Partie gegeneinander austragen mussten, hatte Clemens Philippen es mit dem äußerst starken Alex Hopf in einer der schwersten Gruppen zu tun. Hajo spielte stark auf und setzte seinen Wedeler Vereinskollegen immer wieder energisch mit guten Sicherheiten unter Druck. Clemens konnte gegen Alex mithalten, und einen Satz sogar sehr deutlich gewinnen, musste sich aber letztlich doch mit 1:2 geschlagen geben. Da in dieser Gruppe auch noch der amtierende Deutsche Meister auf ihn wartete, wurde die Luft langsam ziemlich eng. Ähnliches galt natürlich auch für Nils, vor allem, nachdem er auch die zweite Partie knapp mit 1:2 gegen Thoralf Weidner verloren hatte. Da aber zeitgleich Hajo wiederum sehr klar gegen Jeanette Schulz bestehen konnte, bestand immernoch Hoffnung. Hajo war bereits sicher für das Viertelfinale qualifiziert, wenn er aber gegen Thoralf gewinnen würde und gleichzeitig Nils deutlich Jeanette schlagen würde, dann würde es für Nils noch zum Viertelfinale reichen. Aber die Konjunktivschwämme der letzten Sätze lassen es bereits vermuten, für Nils reichte es nicht mehr, obwohl Hajo sich an die Abmachung hielt und Thoralf in einem langen Match über die vollen drei Sätze niederrang. Aber Nils konnte der spielfreudigen Sächsin am heutigen Tag nichts entgegensetzen und so blieb ihm letztlich nichts übrig, als der einzigen Dame in der offenen Eurokegel-Konkurrenz zum Einzug ins Viertelfinale zu gratulieren.
Clemens machte indes mit dem Vorjahressieger Ronny Neumann kurzen Prozess und gewann beide Sätze sehr deutlich. Im letzten Gruppenspiel konnte er dann mit Ruhe die unorthodoxen Angriffsversuche seines Gegners abwehren und schließlich Hajo ins Viertelfinale nachfolgen. Hajo bekam es mit dem starken Dreibandspieler Marcel Baumann zu tun, der aufgrund seines Wissens bezüglich der Bandenabschläge ein äußerst unangenehmer Gegner ist. Aber Hajo nahm den Kampf an und konnte mit gepflegter Defensive und vereinzelten Nadelstichen immer eine kleine Führung erspielen, die er in jedem der drei Sätze knapp ins Ziel rettete. So stand am Ende ein klares 3:0 für den Norddeutschen zu Buche, womit er wieder in die Medaillenränge auf der Deutschen eintauchen konnte und allen Zweiflern bewies, dass sein letztjähriger Gewinn der Silbermedaille kein Zufall war. Clemens spielte indes nicht nur gegen den absoluten Topfavoriten auf den Titel, sondern auch noch gegen seinen absoluten Angstgegner. Gegen Eric Baldermann hatte er zuvor nie ein Spiel gewinnen können und auch insgesamt erst einen Satz (übrigens mit 100:98). Und genau so ging es wieder los. Im ersten Satz konnte er noch mithalten, musste aber gegen Ende sehr viel Risiko gehen, um den Satz noch zu gewinnen. Leider etwas zuviel Risiko...der zweite Satz war dann auch sehr schnell verloren und so stand es im Rekordtempo 2:0 für den sympathischen Dresdener. Ein langsam gespielter Langball, der die volle Punktzahl brachte, holte Clemens zurück in die Partie. Auf einmal dachte er nicht mehr an das Ergebnis oder an den Gegner, sondern nur noch, was der richtige Ball in der jeweiligen Situation ist. Und plötzlich war auch das Gefühl wieder da, die Bälle schienen ihm zu gehorchen. In den nächsten anderthalb Stunden gelang ihm quasi alles und sein Gegner fand einfach nicht die Mittel, den Bergedorfer Pool-Spieler in Schach zu halten. Als der letzte Langball die Spur der Kegel fand und die Überraschung perfekt war, löste sich bei Clemens alles und bei der Umarmung mit seinem Idol und Ratgeber, der heute eben sein Gegner war, brachen die Dämme und Tränen der Freude und des Stolzes ebneten sich ihren Weg.
Der Traum vom norddeutschen Finale war noch lebendig. Und er muss leider weiter geträumt werden. In den beiden Halbfinals waren bei beiden die Kräfte weg, die Kegel fielen nicht mehr so gnädig und die deutlich erfahreneren Spieler zogen verdient ins Halbfinale ein. Für Hajo und Clemens war es aber eine schöne Erfahrung, einmal zusammen auf dem Siegerpodest zu stehen und damit den Medaillenkanon des NBV um zwei weitere Bronzemedaillen zu erweitern, wenn sich auch beide nicht beschwert hätten, hätten sie jeweils zwei Schritt weiter rechts gestanden.

Dreiband Damen:

Auch auf dem Matchbillard, also dem großen Tisch, wurde die deutsche Meisterin in einer Fünfergruppe entschieden, wobei jede Sportlerin gegen jede andere ein Match auf 20 Punkte in maximal 40 Aufnahmen absolvierte. Unsere Steffi Träm ging zwar als Topfavoritin in den Wettbewerb, aber ihre Nationalmannschaftskollegin Katja Tietze ist auch jederzeit in der Lage, eine Sahneleistung auf das blaue Tuch zu zaubern. Es stand bereits fest, dass die beiden das letzte Gruppenspiel gegeneinander bestreiten würden. Steffi startete zunächst aber gegen ihre sympathische Namensvetterin Steffi Lenz. Weder mit ihrem Spiel noch mit dem Ergebnis konnte sie zufrieden sein. Sie erreichte nur 13 Punkte und da ihrer Gegnerin das gleiche gelang, stand plötzlich das erste Unentschieden in den Büchern. In ihrem zweiten Spiel steigerte sie sich dann deutlich und gewann klar. Dann kam die dritte Partie gegen die erfahrene Christine Schuh – für Steffi immer schon eine schwierig zu spielende Gegnerin. Und so war es auch dieses mal. Lange Zeit konnte Christine die Partie offen gestalten, lag in der vorletzten Aufnahme sogar mit 14:13 in Front. Steffi war mit sich selber einfach nicht im Reinen, fühlte den Tisch nicht, spürte einen Erwartungsdruck tonnenschwer auf ihren Schultern lasten. Als sie zum vorletzten Mal an die Platte geht, sieht sie ihre Wünsche und Hoffnungen wie Seifenblasen platzen. Bei einer Niederlage wäre Katja nicht mehr einzuholen. Aber Steffi ist aus diesem besonderen Holz geschnitzt, das im Moment der größten sportlichen Herausforderung zu Bestleistungen bereit ist. Einmal kräftig durchatmen und ran an den Tisch. Auf einen machbaren Einstieg folgt eine schwere Folgeposition, die sie aber souverän löst. Die Körpersprache ist plötzlich wieder da. Der dritte und vierte Punkt folgen schnell. Und was ist das? Hat sie gerade wirklich gelächelt? Am Ende spielt sie eine 6er-Serie, die höchste des Turniers. Und das im Moment der größten Belastung. Es reicht zum Sieg und die Anspannung weicht schließlich ein paar Tränen. Erleichterung paart sich mit der Enttäuschung über die bisher gezeigte Leistung, die ihren Ansprüchen nicht gewachsen scheint. Bundestrainer Christian Rudolph nimmt sie ins Gebet und diskutiert mit ihr Handlungsstrategien, in erster Linie den mentalen Bereich betreffend. Denn es bleibt noch das Spiel gegen Katja, und wenn sie es gewinnt, dann heißt auch in diesem Jahr die Deutsche Meisterin Steffi Träm! Der Bundestrainer scheint jedenfalls die richtigen Worte gefunden zu haben. Auf einmal ist eine ganz andere Körpersprache da, selbst dem Laien bleibt die Spielfreude nicht verborgen und mit einem kontrollierten Stoß und ausgewogener Offensive stellt sie für ihre Gegnerin für diesen Tag eine zu große Aufgabe. Katja, die mit ihrem Spiel durchaus zufrieden war, ist schließlich die erste Gratulantin und stellt damit den Beginn einer langen, schier nicht enden wollenden Riege von ehemaligen und neuen Wegbegleitern dar, die die alte und neue Deutschen Meisterin zu ihrem Titel beglückwünschen. Dies zeigt, welchen ganz besonderen Stellenwert Steffi in der Karambolwelt besitzt – und das in erster Linie wegen ihrer so liebenswerten Art und erst in zweiter Linie, weil sie darüber hinaus auch noch eine ganz hervorragende Billardspielerin ist! Es muss wohl kaum gesagt werden, dass bei all den Gratulationen auch nicht jedes Auge trocken geblieben ist.

Danke an alle Zuschauer, ob vor Ort oder im Norden geblieben. Eure Unterstützung ist sagenhaft und treibt uns an! Nur der NBV!

Herzlichst Euer
Clemens Philippen

 

17.11.2024: Der NBV startet erfolgreich mit dreimal Gold und zweimal Silber!

Bild: Der NBV startet erfolgreich mit dreimal Gold und zweimal Silber!

Nachdem der NBV bei der Deutschen Jugend-Meisterschaft mit sechs Goldmedaillen den Medaillenspiegel für sich entschied, begannen auch die Wettkämpfe bei den Erwachsenen äußerst verheißungsvoll!

 

BK-2:

Bereits vor der offiziellen Eröffnung der Deutschen Billard Meisterschaft begannen am Donnerstag für die Kegler die ersten Wettkämpfe in der Disziplin BK-2-Kombi. Von den 14 gemeldeten Sportlern war der NBV stark durch vier Teilnehmer vertreten. In Gruppe A konnte Detlev Bretsch positiv überraschen, er nahm dem amtierenden Deutschen Meister Eric Baldermann einen Satz ab und gewann sein letztes Gruppenspiel sogar mit 2:1 gegen den erfahrenen Bernd Stuhlmann. Sein Debüt bei der Deutschen Meisterschaft gab Andreas Meißner – wohlgemerkt als Sportler. Als Schiedsrichter und Funktionär ist er hingegen seit vielen Jahren ein bekanntes Gesicht in Bad Wildungen. Hajo Schröder konnte spielerisch wie gewohnt überzeugen, sich in der Todesgruppe C aber gegen starke Konkurrenz nicht behaupten. Allzu enttäuscht wirkte er freilich nicht, da so alle Konzentration auf den furiosen Auftritt von Georg Nachtmann gelegt werden konnte. Georg, ein sehr erfahrener Kegelbillardspieler, der vor zwei Jahren in den Norden gezogen, gab hier seine Premiere in der Wandelhalle für den NBV – und kegelte sich in zwei grandiosen Tagen in die Herzen der Anwesenden. In der Vorrunde verlor er zwar noch gegen Thomas Richter mit 2:1, konnte sich im Viertelfinale aber mit einem 3:0 bei ihm revanchieren. Damit war die erste Medaille für die Norddeutschen gesichert. Aber Georg zeigte sich noch lange nicht satt – im Halbfinale dominierte er mit dem „Maulwurf“ Sven Reich einen ausgesprochen starken Spieler und setzte sich souverän mit 3:1 durch. Mit Eric Baldermann wartete nicht nur der Vorjahressieger sondern auch der Topfavorit im Finale auf ihn. Aber auch dieses wurde von Georg über weite Strecken dominiert. Im vierten Satz bereiteten sich die zahlreichen umstehenden Georg-Fans schon auf die Party vor, als Georg nur noch 16 Punkte vom Titel trennten. Der gelbe Ball lief aber leider nach über vier Banden und etwa 6 Meter Laufstrecke eine Ballstärke zu weit, um eine komfortable Nachspiel-Position zu erlangen. Den anschließenden sehr schweren Vorbänder schaffte Georg zwar noch, aber leider warf sein Spielball ebenfalls Kegel – Aufnahmenwechsel Eric. Dieser zeigte mit zwei ausgesprochen schweren Einsteigern, die er perfekt brachte, seine ganze Klasse und konnte sich den vierten Satz zum Satzausgleich doch noch schnappen. Aber das war nicht dramatisch! Dramatisch war was die Zuschauer im fünften geboten bekamen. Beide Spieler zeigten immer wieder hervorragende Bälle, die Halle war vom Klang fallender Kegel erfüllt. Georg ging mit einer hauchdünnen Führung in die Schlussphase und hatte schließlich den ersten Matchball auf dem Queue, als er im ersten Stoß noch vier Kegel benötigte. Zwei fielen – zwei wackelten, blieben aber stehen! Auch die Folgeposition stellte Georg vor eine schwere Aufgabe. Ein dünn zu spielender Ball sollte über zwei Banden die restlichen Kegel und den deutschen Meistertitel bringen, aber der Spielball hatte leider andere Ideen. Im letzten Moment kam er der gelben Kugel in die Quere und ließ Eric wieder zurück an die Platte. Dieser nutzte seine letzte Chance wiederum mit zwei großartigen Stößen, um die noch benötigten acht Punkte zu erreichen.

 

14.1 endlos:

Der Norden dominiert den 14.1e-Wettbewerb mit zwei Goldmedaillen. Das erleichtert doch zu einem großen Maße den Unmut, der durch die Ausführung des Wettbewerbs erzeugt wurde. Während die Umstellung auf Einfach-KO im 14.1e zwar die Gefahr beinhaltet, dass man nur für eine Partie oder (was bei einem Feld auf der deutschen Meisterschaft durchaus im Bereich des Möglichen ist) sogar nur einen Stoß die Reise nach Bad Wildungen antritt, aber durch die Entzerrung des Zeitplans durchaus noch nachvollziehbar ist, so mutet die Einführung der Aufnahmenbegrenzung bei den Damen und Senioren auf einer Deutschen Meisterschaft doch schon sehr befremdlich an. Das Spiel ist naturgemäß mit einer begrenzten Anzahl von Spielaufnahmen sehr viel taktischer und eine offensive Spielweise äußerst riskant. Die Folge sind zähe Safegeplänkel und haufenweise absichtlicher Foulspiele. Wenn selbst eine so offensivstarke Spielerin wie Vivien Schade ihre erste Partie mit 20:18 in 20 Aufnahmen gewinnt, dann sagt das eigentlich genug. Diese Art des Spiels macht weder den Spielerinnen und Spielern noch den Zuschauern wirklich Freude. Dass schließlich die Aufrufe des folgenden 8-Ball-Mannschaft-Pokals bereits stattfanden, als das 14.1e-Finale um die Deutsche Meisterschaft der Herren noch lief, was mit einem Schlag dazu führte, dass sich über hundert Billardspieler in Bewegung setzten und sich folgerichtig eine große Unruhe einstellte, welche sich auch nicht mehr wirklich legte, ist dann der unrühmliche Abschluss des 14.1e-Wettbewerbs gewesen. Die norddeutschen Finalisten waren zum Glück schon im Ziel als der Tumult losging, denn zumindest mit dem Ausgang bei den Herren hatte der NBV nichts zu tun. Dieser war mit Finn Böge und Jan Wolf zwar sehr stark vertreten, aber eine besonders gnädige Auslosung wurde beiden nicht zuteil. Finn musste seine erste Partie gegen Clemens Ebert, seinen Mannschaftskollegen aus der Zweitligamannschaft von Leipzig, bestreiten und fand nie so richtig in seinen Rhythmus, was schließlich auch in einer Niederlage resultierte. Finn fand aber schnell wieder seine gute Laune, und freute sich letztlich mit seinem Mannschaftskollegen, der sich jetzt ja sozusagen für das ungeliebte 14.1e bei den Ligaspielen „qualifiziert“ hatte. Jan konnte in der ersten Runde ein sehr solides 14.1e zeigen und besiegte Oliver Hartl aus Bayern sehr deutlich und festigte seine Position im erweiterten Favoritenkreis. Im Achtelfinale wartete dann mit Tobias Bongers aber eine sehr schwere Aufgabe auf ihn. Hier zeigte Jan in schwierigen Situationen zwar immer wieder seine Klasse, aber das nötige Spielglück wollte sich ein ums andere Mal einfach nicht einstellen. Tobias fand als erster in seinen Rhythmus und beendete eine der besten Partien des Turniers in 8 Aufnahmen. Jan konnte sich zumindest damit trösten, gegen den späteren deutschen Meister ausgeschieden zu sein.

Ein Schicksal welches er mit Claudia Bornholdt und Monika Jareki teilte. Monika musste sich nach einem Sieg in der ersten Runde im Achtelfinale genauso der späteren Siegerin Yvonne Ullmann-Hybler geschlagen geben wie Claudia später im Viertelfinale. Nach einem Freilos in der ersten Runde und einem souveränen Sieg im Achtelfinale des Ladies-Wettbewerbs über Sabine Schulz war in der Runde der letzten Acht kaum etwas auszurichten. Claudia zeigte einige starke Bälle und großen Mut, aber gegen die Turnierhöchstserie von 26 war dann doch kein Kraut gewachsen.

Im Damen-Wettbewerb gingen mit Vivien Schade und Angelina Lubinaz zwei absolute Medaillenhoffnungen an den Start. Beide überstanden die erste Runde, wobei Angelina ihre starke Gegnerin Paula Bachmaier immer auf Abstand halten konnte und verdient ins Achtelfinale einzog. Bei Vivien gestaltete sich das ganze doch deutlich spannender. Sie startete erstmal mit -3 Punkten und hatte nach dem ersten Brett einen Rückstand von etwa 10 Punkten. In einem anschließenden Saveduell wurden viele Aufnahmen verbraten, aber sie konnte schließlich doch knapp in Führung gehen. Als sie schließlich knapp in Führung ging und sah, dass nur noch zwei Aufnahmen zu spielen waren, konnte sie mit taktischer Übersicht und ebenso taktischen Fouls die Partie sichern. Auch im Achtelfinale zeigte Vivien gegen Tina Bühnen vom Niederrhein taktische Klasse, als sie gegen Ende der Partie eine sehr unglückliche Position spielte, die ihr auf völlig offenem Brett und der Weißen mitten auf dem Tisch keine Lochoption gab. Da dieses Unglück aber wieder in den letzten Aufnahmen passierte, konnte sie sich mit einem taktischen Foul aus der Situation befreien und die Gegnerin zu einem Harakiri-Ball verleiten. Dieser hatte wenig Aussicht auf Erfolg und verfehlte letztlich sein Ziel auch deutlich. Damit war das Viertelfinale gesichert. Angelina spielte indes eine ganz hervorragende Partie gegen Marie Kanngießer und zog ganz ungefährdet und mit einer schönen 20er-Serie in die Runde der letzten Acht ein. Während Vivien hier gegen Svenja Heide endlich ihren gefürchteten Stiefel fand, welchen sie normalerweise herunterzuspielen gewillt ist und ohne große Schwierigkeiten das Spiel beenden konnte, verlangte Angelina sich, ihrer Gegnerin und den angespannten Nerven der NBV-Fans alles ab. In einem Taktikgeplänkel allerersten Ranges und einer Schlußphase, die von taktischen Maßnahmen und dem spürbaren Druck gekennzeichnet waren, konnte Angelina letztlich einen hauchdünnen Vorsprung ins Ziel retten und damit auch dem zweiten Halbfinale eine norddeutsche Teilnahme angedeihen lassen. Vivien war zu Beginn gegen eine wie entfesselt spielende Chantal Stadler zum Zuschauen verdammt und kam erst nach zwei Brettern endlich selber mal an die Platte. Es folgte eine etwas zähere Phase, in der beide Gegnerinnen einige Fehler machten, der Rückstand aber sukzessive kleiner wurde. Und plötzlich, ein schwerer Ball für Vivien, ein tiefer Atemzug und dann ein konsequenter Stoß, der Ball fällt Lochmitte. Ab da war sie im Tunnel, Chantal kommt noch einmal auf eine Save an den Tisch, ansonsten ist der Tisch jetzt fest in Viviens Händen. Ein lautes „Yes“ ist schließlich akustische Untermalung des Finaleinzugs und zugleich Ausdruck großer Erleichterung. Eine Erleichterung, auf die Angelina zu diesem Zeitpunkt noch etwas warten muss. Es ist nahezu eine Kopie ihres eigenen Viertelfinals. Die beiden Kontrahentinnen sind selten mehr als fünf Punkte auseinander. Zum Ende hin wird es dann dramatisch. Angelina führt mit ein paar Punkten in der vorletzten Aufnahme. Sie verschießt dann und lässt einige offene Bälle für Simone Künzl auf dem Tisch zurück. Sie schickt sich nun an, ihrerseits die Führung so knapp vor Schluss zu erlangen. Mit dem folgenden Stoß könnte sie ausgleichen, doch gegen jede Erwartung geht der Ball deutlich am Ziel vorbei. Ob nun der Druck oder eine Verunreinigung am Objektball zu groß waren, das wird wohl nur Simone sagen können. Angelina hat nun mehrere offene Bälle zu spielen, verstellt sich aber mit ihrem ersten Ball bereits katastrophal. Die anschließende Save ist alles andere als einfach, noch besonders offensichtlich. Sie bringt den Spielball für Simones letzte Aufnahme press an die Flanke von zwei Bällen, die sich noch im ursprünglichen Dreieck befinden, muss ihr aber zwei mögliche Bänker anbieten, die aber durch das Übergreifen natürlich sehr erschwert werden. Simone entscheidet sich für den etwas angenehmeren Winkel, bei dem sie aber noch stärker übergreifen muss und verfehlt diesen schließlich relativ knapp. Das norddeutsche Finale zwischen Vivien und Angelina ist nun gesichert. Hier zeigt Vivien dann, warum sie im 14.1e seit Jahren die erfolgreichste Spielerin auf der DM ist. Sie dominiert, ohne Angelina auch nur den Hauch einer Chance zu geben. Mit 75:1 in 6 Aufnahmen spielt sie die beste Partie des Tages, deren Leistung frenetisch von den Zuschauern bejubelt wird. Dass der unbändige Kampfeswille von Angelina dieses Finale zu einem norddeutschen machte, das war für die NBV-Anhänger das I-Tüpfelchen.

Doch für die mit Abstand größte Überraschung der bisherigen Deutschen Meisterschaften sorgte ein Nachrücker (Dank an Peter Lau) aus dem schönen Pinneberg. Mutlu Doganer spielte das Turnier seines Lebens. In seiner unnachahmlichen Weise spielte er sich von der ersten Partie an in die Köpfe seiner Gegner und verweilte dort, bis dieser nur noch dem siegreichen Norddeutschen die Hand zur Gratulation reichen konnte. In der ersten Runde war er eigentlich bereits ausgeschieden. Der Gegner hatte 6 Punkte Vorsprung in seiner letzten Aufnahme und spielte die Weiße einfach als Save an das Rack. Mutlu, der sich schon wieder auf der Heimreise wähnte, aber darauf eigentlich noch keine Lust hatte, zelebrierte einen Bankshot mit viel Effet und Bogen auf die Mitteltasche, die die Hälfte des Feldes nicht gesehen hätte und die andere Hälfte allein aufgrund der physiognomischen Herausforderungen wohl kaum hätte bringen können. Er brachte ihn und die restlichen Punkte bis zum Sieg waren dann auch schnell gespielt. Man könnte meinen, dass das Wahnsinn war – aber im Vergleich zum Finale war das eher noch Schonprogramm für die Nerven. Das Achtelfinale war dann schnell gewonnen, dominant und konsequent ließ er seinem Gegner kaum Gelegenheit, sich zu entfalten. Auch im Viertelfinale spielte Mutlu gut, profitierte aber auch von einer eher schwachen Vorstellung des sonst so konstanten und erfahrenen Armin Pesch aus Düren, der mit der unkonventionellen Spielweise des Pinnebergers scheinbar nicht so recht umzugehen wusste. Im Halbfinale stand mit Martin Poguntke dann der Topfavorit des Turniers als nächster auf dem Speiseplan. Einen anfänglichen kleineren Rückstand holte Mutlu schnell wieder auf und setzte fortan dem Spiel seinen Stempel auf. Martin wurde immer unruhiger und echauffierte sich sogar über die Schreibweise Mutlus auf dem 14.1e-Zettel. Mutlu hatte es also auch in seinen Kopf geschafft und machte es sich dort gemütlich. Also Mutlu dann den hundertsten und damit letzten Ball völlig überraschend verschoss, war Martin nicht mehr in der Lage, das Ruder nochmal rumzureißen. Am Ende stand ein recht deutlicher Sieg und damit der vielleicht etwas überraschende Finaleinzug gegen Frank Willner aus Berlin. Und nun hieß es anschnallen: Willner war bis zum letzten Viertel des Matches immer in Führung gewesen, nun konnte Mutlu aber langsam aufholen. Als Frank Willner seine vorletzte Aufnahme beendete, war er mit 5 Punkten in Führung gelegen. Er spielte oben auf das Rack eine Sicherheit und es ging nichts. Also so ähnlich wie in Mutlus erster Partie. Er geht zum letzten Mal an den Tisch, liegt zurück und kein Ball scheint zu gehen. Aber heute war eben sein Tag, heute musste irgendwas gehen. Er sagt eine Kugel an, hebt das Spielqueue um einen Kopfstoß anzusetzen und achtet nur darauf, keinen Durchstoß zu produzieren. Die angesagte Kugel löst sich wie geplant aus dem Haufen, sie touchiert wie geplant eine andere Kugel und begibt sich daraufhin in Richtung der angesagten Tasche und...klappert! Und bleibt liegen. Frank Willner wähnt sich als Deutscher Meister und als er noch darüber nachdenkt, wie schwer es ihm dieser unbekannte Nachrücker aus dem hohen Norden gemacht hat, entscheidet sich die Kugel, wie es Kai Krellmann so schön sagte, heute norddeutsch zu sein und fällt nach einigen Sekunden auf der Kippe nun doch noch ins Loch. Während sein Gegner noch damit beschäftigt ist, wieder Farbe ins Gesicht zu bekommen, schickt sich Mutlu an, seine Mission zu beenden. Nach kurzer Zeit übernimmt er zum ersten Mal in diesem Finale die Führung, beim nächsten Stoß verstellt er sich ganz fürchterlich, aber er hat nun zwei Punkte Vorsprung. Nun einfach die Weiße an die geschlossene Unterseite des Racks rollen und sich feiern lassen...aber nicht mit Mutlu, er ist sich über den genauen Stand nicht im Klaren und die Shotclock lässt ihn darüber auch keine Gewissheit erlangen. Voller Selbstvertrauen geht er einen schwierigen Ball auf Mitte an...und setzt ihn daneben. Die Weiße rollt press an die Kopfbande, wenn man schon verschießt, dann ist das für gewöhnlich ein recht sicheres Plätzchen. Für gewöhnlich, heute aber nicht. Den an der Kopfbande liegt leider noch eine Kugel, eine zweite ist bereit um auf die Mitteltasche gespielt zu werden. Aber Mutlu spielt nicht nur am Tisch, sondern spukt schon lange auch in Franks Kopf umher. Frank geht an den Tisch und versucht dieses kleine bisschen zuviel aus dem Tisch herauszuholen, um die Weiße nach Versenken des Balles von der Kopfbande wegzukommen. Und dieses kleine bisschen zuviel lässt ihn tatsächlich den Ball verklappern und Mutlu zum Deutschen Meister der Senioren im 14.1e werden. Wenn es in der Wandelhalle jemanden gab, der diesen Titel nicht dem sympathischen und bescheidenen Nordlicht gegönnt hat, dann ist er in der jubelnden Menge definitiv untergegangen!

 

Dreiband

Auf dem Matchbillard konnte Kai Vogel nicht seine volle Power entfalten, wirkte aber auch nicht besonders geknickt. Nach zwei Niederlagen gegen Roestel und Löwe war bereits das Ausscheiden sicher, aber er wollte im letzten Gruppenspiel gegen den jungen Aygün Cin nochmal zeigen, dass der norddeutsche Billardverband froh sein kann, einen Spieler seines Kalibers in den eigenen Reihen wissen zu dürfen. Und das tat er dann auch – und zwar mit einer schönen 7er-Serie! Dass es indes für einen Sieg dennoch nicht gereicht hat, war dem Geschick und der Unbekümmertheit der Jugend geschuldet. Kais allzeit guter Laune tat das Ergebnis freilich keinen Abbruch. Deutlich unzufriedener wirkte da schon Steffi Träm nach ihrem Zittersieg im ersten Spiel auf dem Turnierbillard. Sie kämpfte gegen Tanja Müller, die zwischenzeitlich mit 8:3 in Führung lag, mit dem Roten, der sich mehr als einmal in den Weg zu einem sicher geglaubten Punkt stellte, mit der Länge des Tisches und nicht zuletzt mit sich selbst. Doch das Kämpfen lohnte sich, sie konnte relativ spät eine 4er-Serie auf den Tisch legen, natürlich eine Kampfserie, leicht war an diesem Abend nichts, und damit endlich die Führung übernehmen, die sie dann schließlich auch ins Ziel rettete. Damit war der erste Sieg erreicht. Da der Titel durch ein Jede-gegen-Jede-Format unter den fünf Damen ermittelt wird, war dieser Sieg Gold wert, auch wenn Steffi mit ihrem GD sehr unzufrieden war. Aber sie nutzte die Nachtruhe ideal, und legte am nächsten Morgen mit zwei Partien, die sie mit einem GD über 1 beendete, den Grundstein für den Titel. Da Katja Tietze ihre vorletzte Partie gegen Christiane Schuh verlor, war Steffi der Titel nur noch mit einem sehr hohen Sieg Katjas gegen Steffi zu entwenden. Aber Steffi spielte vom ersten Ball an sehr konzentriert und punktete wie ein Uhrwerk. In der Mitte der Partie hatte sie einen Vorsprung von bereits 10 Bällen erspielt und konnte sich daher dort eine etwas schwächere Phase leisten, die auch von Katja nicht so bestraft wurde, wie man es von ihr kennt. Steffis letzter Punkt wurde schließlich von der gesamten Karambolgemeinde bejubelt. Auch die Konkurrenz zeigte sich überaus fair und ließ keinen Zweifel daran, dass Steffi die verdiente Siegerin des Wettbewerbs war.

 

 

Angelina, Vivien, Steffi, Georg & Mutlu, vielen Dank für die großartigen Stunden bester Billardunterhaltung und großer Emotionen, die ihr uns geschenkt habt – für euren Kampf und eure Opferbereitschaft. Wir, die NBV-Gemeinde, ob in der Wandelhalle oder im Norden geblieben, sind stolz auf Euch.

 

(und extra für Nils: NUR DER NBV!)


Herzlichst Euer

Clemens Philippen


 

09.11.2024: Deutsche Jugendmeisterschaften 2024 Tag 1

Bild: Deutsche Jugendmeisterschaften 2024 Tag 1

Ein aufregender Start in die Deutschen Jugendmeisterschaften 2024 in Bad Wildungen – Spannende Erfolge und erste Herausforderungen

Der erste Tag der diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften im Billard begann heute in Bad Wildungen mit fesselnden Momenten, starker Konkurrenz und beeindruckenden......

Eine Bildgalerie folgt.

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01.12.2024: Gemeinsam ist Trumpf!

Der NBV wird deutlich Erster im Medaillenspiegel der Gesamten Deutschen Meisterschaft und stellt mit Vivien Schade zudem die erfolgreichste Sportlerin der diesjährigen Spiele. Die Ausgeglichenheit der Medaillengewinne auf die Jugend- und die Erwachsenen-DM ist dabei besonders erfreulich, ist sie doch ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Jugendarbeit nicht nur in früheren Jahren ausgezeichnet funktioniert hat und aus den Jugendlichen von gestern gestandene und auf nationaler Ebene erfolgreich agierende Billardspieler geformt hat, sondern dass auch die heutigen Anstrengungen im Nachwuchsbereich mit Talentsichtung und Perspektivkader die erhofften Früchte trägt. Dabei ist der Erfolg alleine nicht die einzige Motivationsquelle – in Bad Wildungen hat sich wieder einmal eine NBV-Familie gefunden, ein Zusammenhalt, der seines gleichen sucht. Das Bild dieser DM war geprägt von den stets umherwuselnden schwarz-weißen NBV-Jacken, um die nächste Spielerin zu unterstützen, um dem nächsten Sportler ein Getränk an den Tisch zu bringen oder um sich im Zuschauerbereich in eine der hundert- oder tausendfach geführten Fachsimpeleien zu verlieren, um so vielleicht den entscheidenden Denkanstoß, das bestimmte Quäntchen zu bringen. Auch viele Vertreter anderer Landesverbände gaben am Schlusstag freimütig zu: Diese Deutschen Meisterschaften trugen deutlich einen norddeutschen Stempel, so norddeutsch wie lange nicht mehr.

10-Ball:

Im 10-Ball-Wettbewerb der Ladies konnten wir mit Manuela Mannhaupt und Monika Jareki zwei Starterinnen aufbieten. Vor allem Moni hatte ja mit ihrer Finalteilnahme in der 9-Ball-Konkurrenz eindrücklich gezeigt, dass mit ihr in den Rotationsspielarten zu rechnen ist. Für Manuela waren es die ersten Spiele auf dieser Deutschen Meisterschaft und obwohl ihre erste Gegnerin, die sehr erfahrene Lokalmatadorin und Mitfavoritin auf den Deutschen Meistertitel Conny Teichert, schon deutlich mehr Tischzeit über die Woche sammeln konnte, schaffte Manuela mit einer Mischung aus starken Bällen, guter Defensive und dem nötigen Fortune, die Gegnerin in die Entscheidungspartie zu zwingen. Auch hier entbrandete ein offener Schlagabtausch, aus norddeutscher Sicht aber leider mit der falschen Siegerin. Doch noch war die Möglichkeit geblieben, mit einem Sieg über die Verliererqualifikation das Ticket fürs Achtelfinale zu ziehen. Gegen Tatjana Kasper lief aber dann leider nicht mehr viel zusammen und auch hier musste Manuela der verdienten Siegerin den Vortritt lassen. Monika spielte sich hingegen mit zwei klaren Siegen ins Achtelfinale. Besonders ihr deutlicher Sieg gegen die starke Hannoveranerin Sabine Kamplade, die im 8-Ball noch Silber gewinnen konnte, beförderte sie in den Kreis der Mitfavoritinnen. Und dieser Rolle wurde sie im Achtelfinale auch gerecht, als sie mit fehlerarmem Spiel Simone Böhnstedt aus dem Turnier beförderte. Mit Yvonne Ullmann-Hybler wartete dann allerdings eine alte Bekannte bei dieser Meisterschaft. Diese spielte nahezu perfekt und nutzte jeden Fehler von Moni zu einem Spielgewinn und begrub somit Schritt für Schritt die leisen Hoffnungen auf eine zweite Medaille für die sympathische Hamburgrin bei diesen Spielen. Am Ende stand eine deutliche Niederlage gegen eine überlegene Gegnerin und das Fazit, dass Moni sich dieses Jahr äußerst gut und teuer verkauft hat.

Im Senioren-Feld durfte Frank Glaser ins Queue greifen. In der ersten Runde gegen Klaus Schumacher war leider nicht viel zu holen, das für Billardspieler so wichtige Gefühl für den Tisch wollte sich einfach nicht einstellen. Immer wieder kleine Fehler im Positionsspiel potenzierten sich, bis schließlich ein Ball verschossen wurde und der Gegner dankbar abräumen durfte. Und auch im zweiten Spiel gegen Ralf Kotewitsch verlief der Anfang mit zwei verschossenen 10en überhaupt nicht gut. Als der Gegner schon nur noch eine Partie benötigte, stand bei Frank immernoch diese hässliche, runde 0. Frank war aber weit davon entfernt, aufzugeben. Stattdessen erzeugte er mit vorsichtigem Spiel immer mehr eigene Tischzeit und versuchte alles, um doch noch in den Stoß zu kommen. Beim 3:4 konnte Ralf dann aber nach dem Break weiterspielen und behielt die gesamte Partie hinweg die Kontrolle, sodass er schließlich als erster die Chance bekam, das Match zu beenden und diese Chance auch gerade noch rechtzeitig nutzte, um Frank abzufangen. Für Frank war das Gesamtergebnis leider nicht der verdiente Lohn für die Arbeit der letzten Monate am eigenen Spiel. Aber auch bittere Niederlagen sind Erlebnisse, die – richtig analysiert und verarbeitet – einen nur stärker werden lassen.

Bei der Damen-Konkurrenz konnte der NBV, ganz zum Leidwesen der anderen Verbände, wieder mit der vereinten Kraft von Vivien Schade und Angelina Lubinaz an den Start gehen. Vivien startete, wie mittlerweile gewohnt, wie die Feuerwehr. Mit zwei deutlichen Siegen gegen Denise Ganske und ihre Namensvetterin Vivien Heine preschte sie mit Siebenmeilenstiefeln ins Achtelfinale. Angelina konnte nach ihrer Zwangspause im 8-Ball gegen die starke Natalia Gabriel mit gutem und klugem Spiel lückenlos wieder an ihre bisher gezeigten Leistungen anschließen und gewann klar. In der nächsten Runde wartete die junge und talentierte Johanna Indlekofer aus Baden-Württemberg bereits auf sie. Hier entbrannte ein Match, wie es alle Billardspieler so hassen. Obwohl Angelina deutlich weniger Fehler machte, machte sie die entscheidenden und hatte letztlich keinen wirklichen Zugriff auf die Partie. Nun stand sie mit dem Rücken zur Wand, wollte sie noch den Einzug ins Achtelfinale schaffen. Gegen Claudia Köhler ging es aber zunächst so weiter, wie sie es in der Runde zuvor erlebt hatte, nur vielleicht noch etwas krasser. Die gerne mit Übertempo agierende Gegnerin ab und zu die Tasche, woraufhin sich immer wieder eine, den Gesetzen der Chaostheorie gehorchende, Umgestaltung des Tischbildes vollführte, ohne aber der probabilistischen Möglichkeit Rechnung zu tragen, dass Angi im Anschluss denjenigen Ball mit dem niedrigsten numerischen Wert auch mal anspielen könnte. Dieses bemerkenswerte Phänomen musste sich aber im Verlaufe der Partie dann doch dem „Gesetz der Großen Zahlen“ beugen und so konnte die Lübeckerin letztlich doch ungefährdet in die Runde der letzten 16 einziehen. Hier hatte sie am nächsten Tag wenig Mühe mit Nicole Kaldewey, die sich augenscheinlich von der Souveränität ihrer jungen Kontrahentin verunsichern ließ und nicht in ihr Spiel fand. Vivien hatte eine furchtbare Nacht mit wenig Schlaf und leichtem Fieber hinter sich und konnte dem Achtelfinale gegen Celina Visconti nicht ihren gewohnten Stempel aufdrücken. Sie überließ ihrer Gegnerin ungewohnt häufig den Tisch und diese wusste mit diesen Chancen gerade zu Beginn äußerst ergiebig umzugehen. Mehrere Partien spielte die Mannheimerin ganz ruhig und sicher herunter, sodass es lange Zeit ausgeglichen stand. Doch der Name auf der anderen Seite war dann doch etwas zu groß, und so produzierte Celina in den letzten zwei Partien zwei schwere Fehler, die ihr zu Beginn des Matches vermutlich nicht passiert wären. Und als der Stellungsball für die 9 zusammen mit der Weißen fiel, musste Vivien nur noch die Glückwünsche ihrer fairen Gegnerin entgegennehmen...und sich für das Viertelfinale nochmal möglichst auskurieren. Dort stand auch Angelina, gegen ihre Erstrundengegnerin Natalia dieses Mal aber auch auf verlorenem Posten. Natalia spielte sicher und voller Zuversicht, Angi hingegen machte ungewohnte Fehler und fand einfach nicht mehr zu ihrem Spiel. Im Kampf um die begehrten DBU-Kaderplätze war dies für sie ein sehr herber Rückschlag und ein Abschied von der diesjährigen Deutschen Meisterschaft, den sie sich sicher ganz anders vorgestellt hatte. Dass auch ihre direkten Kontrahentinnen um den Kader im Viertelfinale Federn ließen, konnte die ein oder andere Träne der Enttäuschung dann aber auch nicht mehr verhindern. Um Simone Künzl kümmerte sich die NBV-Allzweckwaffe höchstpersönlich. Vivien hatte ihre Power wiedergefunden und spielte gegen Simone wieder ihr absolutes A-Spiel. Und das war auch bitter nötig, weil die Gegnerin auch spürte worum es ging und ihr bestes Spiel an die Platte brachte. Aber zu sicher, gerade auch in den schweren Situationen, agierte Vivi und zog verdient ins Halbfinale ein. Und dieses Halbfinale war das Spiel, das alle Zuschauer sehen wollten. Mit der Grande Dame des deutschen Billards, mit der Bundesligaspielerin Ina Kaplan, die gerade erst von einem internationalen Turniererfolg in der Türkei zurückgekommen war und mit Vivien Schade, die mit ihrem einzigartigen, kraftvollen und sehenswerten Spielstil schon so viele Deutsche Meisterschaften dominiert hat und auch diesen Meisterschaften wieder ihren Stempel aufdrückte, standen sich die beiden eindeutig stärksten Spielerinnen im Feld gegenüber, die schon so viele spannende Kämpfe gegeneinander ausgefochten haben. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Auf dem TV-Tisch sollte sich wieder eine ganz denkwürdige Partie ereignen. Vivien, die in dieser Woche schon so oft ihren Gegnerinnen nicht den Hauch einer Chance ließ, war es diesmal, die zum Zuschauen verdammt war. Routiniert wie ein Uhrwerk spulte Ina ein Brett nach dem anderen runter und spielte dabei 10-Ball am Rande der Perfektion. Als beim 5:0 dann plötzlich die 9 auf dem Tisch blieb, war nochmal Hoffnung für ein Aufbäumen gegeben, aber die von Ina hinterlassene Stellung war sehr schwierig. Das Queue musste von Vivien hochgenommen werden, um mit einem gestochenen Druckstoß über drei Banden auf die 10 zu kommen. Die Stellung kam auch gut, aber die 9 fand leider nicht den Weg in die angesagte Tasche und so konnte Ina nach kurzem Stottern weiter ihr ansonsten fehlerfreies Spiel abspulen und wenige Minuten später ihren Einzug ins Finale feiern. Die ersten Glückwünsche nahm sie dabei von Vivi entgegen, die ihrer Gegnerin nicht nur fair, sondern anerkennend und herzlich zum Sieg gratulierte. Dass sie ihrem sonst so goldenen Medaillenkanon nun noch einen etwas dunkleren Farbton angedeihen ließ, lässt vermutlich die Herzen von Anhängern der Farbenlehre höher schlagen, als die typischen NBV-Herzen, aber letztlich zollte völlig zu recht die gesamte versammelte Billardgemeinde Vivien ihren allerhöchsten Respekt für die in dieser Woche in Bad Wildungen gezeigten Leistungen.

In das Herren-Feld konnte der NBV mit Jan Wolf eine weitere Medaillenhoffnung ins Rennen schicken. Außerdem konnte Kai Krellmann, der eine Woche zuvor sein Debüt bei einer Deutschen Meisterschaft feiern konnte, damals noch im Snooker, nun auch zum ersten Mal am Pooltisch zeigen, was in ihm steckt. Gegen das fehlerfrei Spiel von Ralph Pfeiffer, von dem hier noch öfters die Rede sein wird, war für Kai dann aber nur sehr wenig auszurichten. Er ging immerhin mit 1:0 in Führung, aber in der Folge zeigte Ralph dann, dass seine Silbermedaille im 14/1 kein Unfall war. Dominant und ruhig sammelte er einen Punkt nach dem nächsten auf seiner Seite, ohne seinem Gegner noch mehr als drei schwer zu spielende Sicherheiten zu überlassen. Die Qualität des Feldes wird einfach schon durch die Tatsache deutlich, dass Kai in der Verliererrunde auf niemand geringeren als den jungen, sehr starken Berliner Bundesligaspieler Boris Ivanovski antreten musste. Diese Partie konnte Kai lange offen gestalten, hatte große Spielanteile, aber sein Gegner auch fast immer die bessere Antwort. Zur Mitte des Satzes ist Kai dann in den Bällen, stellt sich aber einen unangenehmen Winkel auf die 6 und vergibt nicht nur den Ball sondern auch die Chance auf den Anschlusstreffer. Boris „klaut“ sich das Spiel und spielt ab diesem Zeitpunkt deutlich energischer und selbstsicherer, sodass er letztlich auch absolut verdient gewinnt, wenn auch das Endergebnis deutlicher ausfällt, als das Spiel eigentlich war. Kai war jedenfalls überhaupt nicht unzufrieden und erfreute sich merklich seiner Teilnahme in dieser vorzüglichen Konkurrenz. Ein Spieler, der einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Qualität im Feld besitzt, ist natürlich der Itzehoer Jan Wolf. Er spielte bisher bereits eine ganz hervorragende Deutsche Meisterschaft mit Medaillengewinnen im 9-Ball und 8-Ball. Und jetzt kam seine Lieblingsdisziplin. Im 10-Ball begann er zunächst mit einem klaren Sieg gegen Conny Röhl, bevor die Partie gegen den Deutschen Nationalspieler Luca Menn anstand. Und sehr zur Freude der NBV-Anhänger dominierte Jan mit perfektem Spiel das Match nach Belieben und gewann schließlich mit 6:1 auch in dieser Höhe absolut verdient. Damit war die KO-Runde und damit die heiße Phase erreicht, ab hier kann jedes Spiel das letzte sein, aber jeder Sieg ist auch besonders wertvoll. Jan musste gegen Dennis Stadler antreten. Auch wenn Jan in dieser Partie sicherlich die Favoritenrolle inne hatte, wurde er doch sehr gefordert und musste auch über längere Zeit einem Rückstand hinterherlaufen. Erst ein Spiel vor Schluss konnte der Norddeutsche erstmals die Führung übernehmen, aber die anschließende Partie entwickelte sich zu einem echten Thriller. Das äußerst verworrene Bild ließ es nicht zu, die Partie offen anzugehen, dafür wäre das Risiko viel zu hoch gewesen. Eine gute Sicherheit und ein anschließendes Foul von Dennis war schließlich der Brustlöser. Jan spielte mit Ball in Hand die nächste Sicherheit und löste mit der angespielten 1 zwei press aneinader klebende Folgekugeln. Dennis spielt daraufhin einen sehr kurzen und daher schwierigen, sehr ambitionierten Jumpshot und schafft es nicht nur über die Kugel, sondern ihm gelingt es auch noch, die 1 in die angesagte Tasche zu versenken. Aber kurioserweise läuft, oder besser springt, die Weiße nach dem Kontakt, obwohl reichlich Winkel vorhanden war, der 1 hinterher, überholt sie in der Luft und beide Kugeln fallen nahezu gleichzeitig in die gleiche Tasche. Das zweite Foul und Jan stellt Dennis mit Ball in Hand die nächste knifflige Frage. Knifflig ist ein wenig brav formuliert, ein Ausweg ist eigentlich unmöglich. Eigentlich? Nun, auf einem Billardtisch ist nichts unmöglich, das wissen auch die bis zu den Haarspitzen angespannten Zuschauer. Und Dennis überlegt. Viele Minuten gehen ins Land, bis er sich zu einem Weg entscheidet, ganz schwer, ein Zweibänder nahezu parallel entlang der langen Bande, der diese in einem sehr sehr flachen Winkel treffen muss. Bei diesem Stoß kommt es darauf an, minimales Effet zu geben und perfekt zu dosieren. Der Stoß gelingt ihm perfekt, aber um Haaresbreite verfehlt der Spielball die 2 und Dennis das Viertelfinale. Die NBV-Party kann also noch ein bisschen weitergehen. Jan kriegt es im Viertelfinale mit Eric Mattern, einem sehr jungen talentierten Spieler zu tun, und Jan zeigt von Anfang an, dass er diesmal keine Lust auf einen weiteren Nervenkrieg hat. Der Beginn des Satzes gehört definitiv Jan und als er auf die 10 zum 4:1 anlegt wird das Kugelklackern in der Halle plötzlich von dem berühmten Nokia-Klingelton der sogenannten 0er-Jahre untermalt. Eric, wie von der Tarantel gestochen, stürzt mit seiner Jacke vom Tisch und versucht sich dieser im Nachbarraum zu entledigen. Aber die Schiedsrichter sind auf der Höhe, haben ihre Augen (und dieses mal auch ihre Ohren) überall. Eric erhält die gelbe Karte, Jan ein weiteres Spiel. Von diesem Schlag erholt sich Eric nicht mehr und auch wenn er äußerlich nach der Niederlage gefasst wirkt, möchte man nicht in der Haut des pünktlich nach dem Satz Zurückgerufenen stecken. Es gab schon angenehmere Gespräche. Im Halbfinale ist nach der gezeigten Performance Jan bei den Buchmachern zum absoluten Titelfavoriten avanciert, aber gegen den bereits genannten Ralph Pfeiffer wird das Halbfinale natürlich auch kein Zuckerschlecken. Und leider passieren Jan gerade zu Beginn einige, von ihm so ungewohnte, Schussfehler auf die letzten Kugeln, und Ralph erfreut sich zunächst des verspäteten Erntedankfests. Das bringt auch Sicherheit in sein Spiel und so geht er schnell mit 4:0 in Führung, die Hälfte ist also geschafft. Dass Jan trotzdem noch lange nicht geschlagen ist, beweist er mit einer nun deutlich nervenstärkeren Phase, in der Ralph nach einem Safetyfehler nun seinerseits zum Zuschauen verdammt ist und in den nächsten Partien kaum Tischzeit erhält. Auf einmal ist der Anschluss wieder hergestellt und Jan zeigt einmal mehr, dass er Aufholjagden kann. Aber näher als zum 4:5 kommt er nicht mehr ran, wieder schleichen sich einige Ungenauigkeiten ein und in der Endphase spielt Ralph einfach auch wieder bärenstark. Er gewinnt nicht nur das Halbfinale gegen den Favoriten sondern dominiert auch im Anschluss das Finale und krönt sich damit zum ersten Mal zum Deutschen Meister. Jan kann mit seinem dritten Edelmetall in dieser Woche aber auch sehr gut leben, ist mit sich und der gezeigten Leistung im Reinen und weiß selber, dass der andere es an diesem Tag einfach ein bisschen mehr verdient hatte. Trotzdem ist es die persönliche, vielleicht etwas sympathie-gefärbte Meinung des NBV-Schreiberlings, dass Jan über die Woche der spielstärkste Sportler in der Herren-Konkurrenz, was sich vor allem in seinem dynamischen und intuitiven Spielstil widerspiegelte.

Snooker Herren:

Im Snooker-Feld der Herren war der NBV mit fünf Sportlern sehr gut vertreten. Leider stand im Vorfeld bereits fest, dass nicht alle NBV-Spieler das Achtelfinale erreichen konnten, aber dazu später mehr. Tobias Friedrichs musste sich in seiner ersten Partie mit Richard Wienold messen. Dieser spielte aber seine Breaks sehr souverän durch und setzte mit einer 92 zum 3:0-Sieg eine erste Duftmarke. Leider hatte Tobi im zweiten Match gegen Soner Sari große Probleme, den Tisch richtig einzuschätzen und so musste er sich auch hier mit 1:3 geschlagen geben. Damit war sein Ausscheiden leider schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Daniel Schneider besiegelt, aber er steckte deswegen natürlich nicht auf. Der gemächlichen Spielweise des Gegners zum Trotz schaffte Tobi es mit langem Atem und mutigen Bällen, einen 1:2-Rückstand noch in einen hauchdünnen 3:2-Sieg zu verwandeln. So konnte er sich immerhin mit einem Sieg aus Bad Wildungen verabschieden. Sein Mannschaftskollege vom SC Hamburg, David Aronis, musste hingegen in seiner ersten Partie gleich gegen den späteren deutschen Meister Umut Dervis Dikme antreten und konnte in den Frames zwar gut mithalten, verlor aber ein wenig unglücklich alle drei Frames. Auch die beiden nächsten Matches gingen jeweils mit 1:3 verloren, die Erfahrung hat er trotzdem genossen und gegen Umut einen starken Kampfwillen bewiesen. Die für den NBV aber mit Abstand interessanteste Gruppe war aber die Gruppe E. Hier tummelten sich neben dem Medaillenanwärter Fabian Haken vom SSC Fürth gleich alle drei anderen Norddeutschen. Mit dem Bayern um den Einzug ins Achtelfinale kämpften Robin Otto, Ramzi Ben Ghaffar und Loris Lehmann. Für Robin, der an dieser Stelle vor zwei Jahren noch Edelmetall für den NBV holen und sein Können bereirs unter Beweis stellen konnte, verlief dieses Jahr die Deutsche Meisterschaft leider sehr enttäuschend. Im ersten Spiel gegen Fabian zeigte er wirklich einen Haufen schwerer Bälle, aber der für jeden Billardspieler so wichtige Rhythmus wollte sich einfach nicht einstellen. Immer wieder lief der Ball etwas zu weit, einen Hauch zu kurz, immer wieder rettete er sich mit sehenswerten Bällen, aber irgendwann musste er meistens doch aussteigen...und dann zusehen, wie es beim Gegner fast wie von allein lief. Mit großer Kraftanstrengung konnte er zweimal den Ausgleich schaffen und damit den Decider erzwingen. Aber hier hatte er wieder kein Glück und musste schließlich eine äußerst knappe und schmerzliche Niederlage hinnehmen. Im nächsten Spiel gegen seinen Mannschaftskollegen Ramzi stand er somit schon mit dem Rücken zur Wand. Ramzi hatte in seinem ersten Gruppenspiel auch nicht viel zu melden und musste sich gegen den Lübecker Loris klar geschlagen geben und wäre bei einer Niederlage auch schon aus dem Turnier ausgeschieden. Also schon ein echtes norddeutsches Endspiel, und das in der zweiten Runde der Gruppenphase. Robin gewann den ersten Frame mit mehreren kleineren Serien, aber im zweiten Frame kam Ramzi immer besser in Fahrt und konnte mit einer 88 sogleich ein frameentscheidendes Break und zugleich den Ausgleich schaffen. Von da an war Ramzi spielbestimmend und gewann auch die beiden folgenden Frames souverän. Damit war Robins Ausscheiden leider schon vor dem letzten Gruppenspiel besiegelt. Im letzten Spiel gegen Loris konnte er den ersten Frame gewinnen und damit, somit sei schonmal verraten, Loris seinen einzigen Frameverlust in der Vorrunde beibringen, danach wurde er von Loris aber deutlich dominiert. Im entscheidenden Gruppenspiel rang Ramzi schließlich in einer von Anfang an sehr intensiv geführten Partie Fabian nieder, wobei besonders der erste Frame alles an Spannung bot, was sich die Zuschauer nur wünschen konnten. Im Endspiel auf die Farben war Ramzi bereits enteilt und hatte nach einem Saveduell mit einer dünnen Grünen auf Mitte die Chance, wieder in die Bälle zu kommen, ließ diese aber trotz intensiver Vorbereitung liegen und musste den Tisch wieder an Fabian zurückgeben. Dieser spielte bis Blau runter und sich damit knapp in Führung, konnte aber keine gute Stellung auf Pink erhalten. Es ging also wieder hin und her. Ramzi ging dabei deutlich mehr Risiko als sein Kontrahent, und das zahlte sich schließlich aus. Pink liegt nah an der Fußbande, die Weiße so weit weg, wie sie nur liegen kann, da braucht man schon gute Augen. Er schneidet Pink ohne Anecken in die gelbe Tasche und erhält dank eines mutigen Stoßes, aus dem er soviel Tempo herausgenommen hat, wie nur irgendwie möglich, die perfekte Stellung auf Schwarz. Er lässt nochmal die Weiße reinigen, um die Nerven zu beruhigen. Es hilft. Vielleicht nicht der sauberste Stoß der Snooker-Geschichte, aber Schwarz findet den Weg in die Tasche und Ramzi den Weg zur 1:0-Führung. Im zweiten Frame kommt er früh in die Bälle und macht in Windeseile das 2:0 mit einem schönen 67er-Break. Aber die Nerven der Fans, noch nicht strapaziert genug an dem Tag, werden von den beiden Kontrahenten auf die Zerreißprobe gestellt. Die nächsten beiden Frames sichert sich Fabian mit starkem Spiel und so geht es im Decider um nicht mehr als den Achtelfinaleinzug. Hier kommt Ramzi als erster in die Bälle und behält unter dem größten anzunehmenden Druck die Nerven und eine ruhige Hand. Er folgt Loris nach diesem Krimi ins Achtelfinale. Damit ist aus der Vorrunde eigentlich alles erzählt. Alles? Nun, die vielleicht beste Partie des gesamten Turniers spielten Loris und Fabian gegeneinander. Fabian erzielte dabei zwei Breaks von 47 Punkten, aber nichtmal das reichte, um auch nur einen einzigen Frame gegen Loris zu gewinnen. Dieser erzielte in allen drei Frames Breaks von über 50 Punkten und beendete die Partie mit einer schier unglaublichen Serie von 131 Punkten! Dies war nicht nur mit gehörigem Abstand das höchste Break der diesjährigen Deutschen Meisterschaft, sondern Loris stellte sogar einen neuen Rekord auf für das höchste jemals in der Geschichte der Deutschen Meisterschaft erzielte Break.
Im Achtelfinale kam es zwischen Ramzi und Alexander Widau zu einem knapp drei Stunden währenden Thriller, in dem der Hamburger zweimal in Frames ausgleichen konnte, aber letztlich im entscheidenden fünften Frame nicht mehr wirklich in die Bälle kam und der Gegner äußerlich ruhig und souverän die Kontrolle auf dem Tisch behielt und erst nach dem Frameball Emotionen zeigte und den Zuschauern deutlich machte, welcher Druck doch auf ihm gelastet haben musste. Ramzi hat den NBV-Anhängern tolle Kämpfe gezeigt und diese wie sich selbst mit einer unglaublich intensiven Deutschen Meisterschaft belohnt.
Loris machte da weiter, wo er zuvor in der Gruppenphase aufgehört hatte. Aus nahezu jeder Situation erzielte er kontrolliert hohe Breaks, häufig über 50, manchmal frameentscheidend hoch. Für seinen wacker kämpfenden Kontrahenten Marec Stachly war die Gangart an diesem Tag eine Nummer zu hoch und so zog Loris eindrücklich in die Runde der letzten 8 ein. Hier wartete Christian Richter, der bis dahin nicht in der Form überzeugen konnte, wie es Loris gelungen war. Christian war bisher überwiegend über den Kampf gekommen, hohe Breaks waren bei ihm eher die Ausnahme. Leider waren das genau die Qualitäten, die in diesem Match gefragt waren. Loris schaffte es erstmals nicht, seine Breaks in entscheidende Höhen treiben zu können. Immer wieder wurde er zu schweren Bällen gezwungen, die auch mal daneben gingen oder in Safeduelle getrieben, in denen Christian ein ums andere Mal die besseren Antworten fand. Auch wenn die Nordlichter am Seitenrand es gerne anders gesehen hätten, an diesem Tag war Christian einfach der bessere Spieler und der verdiente Sieger. Eine Einschätzung, die Loris ohne mit der Wimper zu zucken, gleich nach dem Spiel teilen konnte. Er hatte mit einer ganzen Reihe an hohen Breaks und vor allem mit dem neuen Rekord eh schon allen bewiesen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Mit dieser sympathischen Truppe von erstklassigen Snookerspielern kann sich der NBV auf viele lustige und erfolgreiche Deutsche Meisterschaften in den nächsten Jahren freuen!
Und so ganz ohne norddeutsche Beteiligung war das äußerst spannende Snooker-Finale auch nicht. Peter Steiner leitete nicht nur nach zwei Jahrzehnten sein letztes Spiel als Schiedsrichter auf einer Deutschen Meisterschaft, sondern stand bei dieser denkwürdigen Partie, in der Umut ein 0:3 noch in einen frenetisch bejubelten 4:3-Erfolg ummünzen konnte, auch noch in der ersten Reihe. Der allseits geschätzte und stets freundliche Peter wurde im Anschluss nicht nur von allen Schiedsrichterkollegen wärmstens verabschiedet, sondern auch nach einer herzlichen Laudatio von der DBU mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Goldenen Ehrennadel, geehrt.
Danke Peter!

5-Kegel:

Der norddeutsche Meister im 5-Kegel-Billard, Bruno Lüdemann von der BGH, machte sich auf nach Bad Wildungen, um sich gegen die Größen dieses Sports, die nahezu ausschließlich im Osten Deutschlands ansässig sind, zu behaupten. Seine ersten drei Gruppengegner waren allesamt ehemalige Deutsche Meister, namentlich der junge Michel Peters, der seinen damals als Überraschung eingeschätzten Titelgewinn von 2021 im Folgejahr verteidigen konnte und der seitdem niemandem mehr beweisen muss, was für ein hervorragender Billardspieler er ist, dann Sven Petzke, der bereits vor 15 Jahren seinen ersten nationalen Titel holen konnte und der seitdem zur absoluten Elite gehört und schließlich Aniello Monteforte. Dieser Spieler aus dem Mutterland des dort, in Italien, Birilli genannten 5-Kegel-Billards hat auch schon alles gesehen, was auf einem Billardtisch passieren kann (außer vielleicht, dass eine Kugel Lochmitte in die Tasche fällt). Gegen diese Auswahl nationaler Spitzenspieler heißt es für Bruno nur, Erfahrungen zu sammeln, da ist er selber realistisch genug. Dafür sind im Norden die Trainingsmöglichkeiten zu begrenzt, die Leistungsdichte zu niedrig. Aber er hatte nicht vor, sich unter Wert zu verkaufen. Und eines hat Billard mit dem großen Bruder Fußball gemein, jede Begegnung beginnt bei null zu null, beginnt auf Augenhöhe. Und diese versuchte Bruno immer so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. So konnte er gegen jeden Gegner zumindest einen Satz so gestalten, dass er in Schlagdistanz war, einen Satz zu gewinnen. Doch die Gegner stoßen mit scharfem Arsenal und so fanden sie in den kritischen Situationen leider immer die besseren Antworten. Im letzten Gruppenspiel gegen den jungen Nationalspieler Nick Haake war zwar das Viertelfinale nicht mehr zu erreichen, aber zumindest ein guter Abschluss der DM. Und das gelang Bruno hervorragend. Mit richtig gutem Kegelbillard dominierte er das verdutzte Jugendtalent und brachte es mit sehr guter Defensivarbeit und dem nötigen Glück an den Rande der Verzweiflung. Der besonnene Stil des Norddeutschen, der mit stoischer Ruhe Punkt um Punkt, Kegel um Kegel einsammelte, gaben Nick schließlich den Rest. Bruno gewann klar in zwei Sätzen und war mit seiner Leistung, nicht nur in diesem Spiel, sichtlich zufrieden.

Dreiband Herren:

Auf dem kleinen Brett traten zum Ende der Deutschen Meisterschaft dann auch die Herren an. Der Norden war mit Hajo Schröder, Martin Smrcka, Olli Weese und Ulf Kiehn deutlich stärker vertreten als in den letzten Jahren und hatte mit Martin, eine absolute Koryphäe des norddeutschen Billardsports, der aber nach einem langwierigen Nervenleiden erst langsam wieder in Tritt kommt, und Olli, der in der Vorbereitung zur DM noch eine 25 auf das blaue Tuch zu zelebrieren wusste, zwei äußerst heiße Eisen im Feuer. Martin verlor leider zu Beginn direkt die vorentscheidende Partie ums Weiterkommen mit einer ihn nicht zufriedenstellenden Leistung, aber dafür sind aktuell seine Performances einfach noch zu wechselhaft, was während der Zeit der Genesung aber völlig natürlich ist. Er wollte es trotzdem sogleich besser machen, und spielte gegen den späteren Deutschen Meister Markus Dömer eine Partie wie aus einem Guss. Leider gelang das seinem Gegner auch, sogar noch ein kleines bisschen besser. Trotz der zweiten Niederlage blieb Martin der versöhnliche Abschluss mit 33 Punkten in 22 Aufnahmen sich ganz hervorragend verabschiedet zu haben. Ulf gelang in seiner ersten Partie die erste Sensation des Wettbewerbs, als er den hoch favorisierten Jörg Undorf kurz vor Schluss noch mit einer atemberaubenden Serie überholte und schließlich um einen Punkt schlug. Jörg benötigte dabei im Nachstoß nur zwei Punkte zum Ausgleich, als ihm sogar ein perfekter Anstoß gelang und er rot richtig schön nah in die Ecke brachte. Aber nicht nah genug. Rot ließ einen minimalen Korridor, den der gelbe Spielball auch sogleich fand und so Jörgs Niederlage gegen das Wedeler Billard-Schwergewicht besiegelte. Leider konnte Ulf an die gezeigte Leistung nicht mehr anknüpfen und musste nach zwei Niederlagen in der Folge trotzdem nach der Gruppenphase die Segel streichen. Hajo und Olli spielten zusammen in einer Gruppe, allerdings waren ihre Gruppengegner mit Mitfavorit Tay-Dien Truong und dem sehr starken Martin Ulbig wirklich schwere Kost. Olli spielte seine erste Partie gegen Martin leider nicht sehr gut, die Gewöhnungsphase an das schwierige Material dauerte einfach zu lange. Im zweiten Spiel gegen Hajo machte er es schon wesentlich besser und gewann souverän. Hajo hatte zuvor sein erstes Gruppenspiel gegen Truong auch schon erwartungsgemäß abgeben müssen. Damit stand vor der letzten Runde fest, dass nur noch Olli eine Chance auf das Weiterkommen hatte. Dafür musste er gegen Truong gewinnen und zeitgleich auf einen gnädigen Ausgang in der Partie zwischen Hajo und Martin hoffen. Hajo hielt sehr gut mit, aber Martin spielte pünktlich seine beste Partie, sodass Hajo trotz nahezu eines Punktes pro Aufnahme den kürzeren ziehen musste. Olli musste nun also gegen den lustigen Bayern alles rausholen, er spielte einen unfassbaren Schnitt von 1,8 Punkten pro Aufnahme, aber Truong machte mal wieder Truong-Sachen, spielte mehrere Serien von über 5 Punkten und siegte letztlich mit einem 2er GD doch hauchdünn. Damit schaffte es leider keiner der vier NBV-Recken, das Achtelfinale zu erreichen, es dafür aber in die Herzen der überwiegend Karambol-fernen norddeutschen Billardgemeinde. Na, wenn das nichts ist!

Damit gingen wieder unglaublich schöne und intensive Billard-Tage zu Ende. Wir haben wieder alle möglichen Emotions-Achterbahnen befahren dürfen, haben tolle Gespräche führen und neue Freundschaften knüpfen können, alte Bekanntschaften wiedertreffen und neue Erinnerungen schaffen dürfen, vor allem aber haben die Spielerinnen und Spieler, unabhängig von ihrem aktuellen Leistungsstand, ihre Grenzen erfahren und verschieben gelernt. Und es war eine helle Freude, ihnen dabei zusehen zu dürfen!

Auf ein Wiedersehen in Bad Wildungen 2025, bis dahin verbleibt nur die Parole auszurufen:

Nur der NBV!

Herzlichst euer
Clemens Philippen